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Schattens Geschichte

5 verfasser

Nach unten  Nachricht [Seite 1 von 1]

1Schattens Geschichte Empty Schattens Geschichte Fr Apr 02, 2010 1:37 am

Gast


Gast

Einige kennen meine Geschichte sicher schon, aber ich fang einfach mal mit Teil 1 an und dann könnt ihr euch entscheiden ob ihr euch den rest auch noch antun wollt oder lieber nicht Wink
Hoffentlich schreibt ihr was dazu, ob Lob oder Kritik ist mir eigentlich egal, aber sagt mir was ihr von meiner Geschichte haltet.



Schatten - Teil 1

Leise pfiff der Wind um die alten Häuser der namenlosen Stadt, wie dieser Ort von den Katzen genannt wurde.
Die Nacht war sternenklar und nur wenige Wolken schoben sich hin und wieder über den Himmel und verdeckten so den fast vollen Mond, der sein fahles Licht auf die nächtliche Stadt warf. Alles war still und diese Stille erweckte den Eindruck, als wäre alles Leben aus dieser Stadt verschwunden, ja, es war fast so als wäre nie jemand hier gewesen, aber auch das war sehr unwahrscheinlich. Eine Stadt konnte sich nicht von alleine bauen...

Müde lag Schatten auf einer der unzähligen alten Holzkisten in einem der ehemaligen Lagerräume eines verlassenen Ladens.
Er gähnte. Ein schwaches Echo kam zu ihm zurück und löste sich dann in der Stille auf. Ein leises Seufzen kam von dem jungen Kater und schließlich erhob er sich doch wieder und trottete müde über die Reihe aufgestapelter Holzkisten zur Wand. Sein verschlafener Blick wanderte die alte Steinwand hinauf und blieb schließlich an einem kleinen Fensterchen hängen, das sich fast eineinhalb Meter über dem Kater befand. Er trat einige Schritte zurück. Das Fenster ließ er nicht aus den Augen. Dann rannte er los und sprang. Doch noch immer befand sich das Fenster über ihm, als er sich erneut von der Wand abstieß. Immer noch war sein Blick starr auf das Fenster gerichtet. Schatten streckte die Vorderpfoten nach dem Stein der Fensterbank aus, die die Wand nicht überragte, fuhr die Krallen aus und dann spürte er auch schon den leichten Ruck, der durch seinen mit schwarzem Fell bedeckten Katzenkörper fuhr. Dennoch ließ er nicht los, sondern stemmte sich mit den Hinterpfoten gegen die Wand.
Suchend glitt Schattens Schwanz über die alte Wand, während der Kater versuchte seine Krallen tiefer in der Wand zu versenken.
Dann hatte er gefunden, was er suchte: Eine kleine Einbuchtung in der Wand, direkt neben seiner rechten Hinterpfote. Vorsichtig löste er die Krallen dieser Pfote aus der Wand und schob sie vorsichtig in die Einbuchtung, in der auch kaum mehr Platz für etwas anderes war. Schnell entdeckte er auch die zweite Einbuchtung und schließlich ‚hing‘ er nun doch wieder einigermaßen sicher an der Wand.
Kurz verharrte Schatten in dieser Position. Dann löste er vorsichtig die Krallen der linken Vorderpfote aus dem grauen Stein und schob sie weiter nach vorne, bis er fast das kühle Fensterglas berührte. Dann löste er die zweite Pfote und stieß sich mit den Hinterpfoten ab. Er müsste nun nur hoch genug springen um sich nach ganz oben ziehen zu können...
Plötzlich verlor Schatten den Halt, seine Krallen rutschten aus der Wand und er zog sie blitzschnell ein, als er rücklings auf den Boden fiel.
Doch darauf war er vorbereitet. So wie immer.
Noch im Fall drehte er sich um und landete leise auf allen Vieren auf dem Boden.
Schon wieder versagt, aber er würde nicht aufgeben...

2Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte Sa Apr 03, 2010 6:47 pm

Silversnow

Silversnow
Anführer des Frostclans und Mentor

Wow! Shocked Das hast du echt klasse geschrieben! Schreibstyl: sehr sehr gut Very Happy .
Bitte schreib schnell weiter! *unbedingt mehr lesen will*

LG Schneekristall

http://www.elemente-elfen.forumieren.de

3Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte So Apr 04, 2010 8:30 pm

Gast


Gast

Ich hab ja noch viel mehr geschrieben, aber ich glaub ich schreib hier nicht alles auf einmal rein, sondern immer nur bisschen Wink


Schatten - Teil 2


Schatten schüttelte sich. Der Staub der Wand rieselte aus seinem schwarzen Fell und fiel geräuschlos zu Boden. Still begann er mit der Säuberung seines Fells.
Schon wieder nicht geschafft, Kleiner?
Er hob den Kopf und funkelte die Katze an, die den Raum fast betreten hatte. Noch stand sie dort, wo irgendwann einmal eine Tür gewesen war, aber das schien schon lange her zu sein. Jetzt waren nur noch kleine Holzstückchen übrig, die entweder lose an den Scharnieren hingen oder schon auf den Boden gefallen waren.
Die Katze war um einiges älter als Schatten und auch größer. Ihr Fell war länger als seines und silbergrau. Die hellblauen Augen erinnerten Schatten an winterliches Eis und genauso kalt kamen sie ihm auch vor.
Leise erklang sein Knurren. Er ließ von seinem staubigen Fell ab und stand wieder auf. Leise trat er an den hölzernen Rand einer Kiste, die nicht weit vom Eingang entfernt stand und fast dreimal so hoch war, wie Schatten selbst. Dann blickte er zu der größeren Katze herunter, die nun selbst mit der Pflege ihres Fells begonnen hatte. Er glaubte sie etwas murmeln zu hören, dass sich für ihn anhörte wie „Staub“. Schatten wusste genau, dass diese Katze staub nicht mochte. Es gab kaum etwas das schwerer aus ihrem Fell zu entfernen war, in ihm regte sich etwas, das er als Schadenfreude abtat.
Was willst du?“, stieß er knurrend hervor ohne auf die Frage der Katze einzugehen.
Schnell wurde ihm klar, dass der Katze egal war, was er sagte und sie seine Frage schlichtweg ignoriert hatte. Warum war ihm das nicht früher aufgefallen? Er kannte sie doch, sie war schon immer so gewesen.
Schattens Knurren erstarb, als er sich von der Kiste abstieß und vor der älteren Katze landete.
Was willst du hier?“, wiederholte er knurrend und verzog seine grünen Augen zu schmalen Schlitzen, während er die andere Katze beobachtete, die ruhig über ihre Pfote leckte. Seine Frage stellte Schatten nicht noch einmal, aber nach einiger Zeit sah die silbergraue Katze doch auf.
Nichts“, antwortete sie ihm ruhig und leckte sich über die Lippen, als hätte sie diese soeben mit Blut oder ähnlichem befleckt und müsste diese Verunreinigung ihres Fells nun beseitigen.
Für sie bin ich nicht mehr Wert als eine todgeweihte Maus, schoss es Schatten durch den Kopf. Sie sieht mich an wie etwas niederes, für das es sich nicht einmal zu jagen lohnt.
Noch bevor er sein Denken beendet hatte, war die hellere Katze schon auf eine der hohen Kisten hinaufgesprungen und trottete langsam auf die Wand zu, vor der Schatten zuvor gestanden hatte. Er öffnete die Augen wieder ganz und sah ihr nach, als sie mit einem einzigen Sprung das Fenster erreichte und sich völlig entspannt davor legte.
Genüsslich leckte sie sich über die Pfote, als wäre es eine frisch gefangene Maus und schnurrte, während Schatten innerlich vor Wut brodelte.
So schwer ist das doch nicht“, schnurrte die Katze und sah auf ihn herunter, wie eine Katze auf eine Maus, die sich in einem verzweifelten Versuch zu Überleben ein Versteck zu suchte, aber keins fand. Ihr Blick war erfüllt von der Genugtuung, sie sie nach ihrem Sieg über den jüngeren Kater verspürte, doch in ihren Augen war er wirklich nicht mehr Wert als eine einfache Maus.
Erneut begann Schatten zu knurren, dann sprang er mit einem Satz wieder auf die Kiste hinauf, von der er zuvor hinuntergesprungen war. Wütend stapfte er auf eine Kiste zu, die an der Wand neben dem Fenster stand und kletterte geschickt hinauf. Ein kleiner Sprung genügte und er stand vor der Katze in der schmalen Fensternische, seine grünen Augen funkelten sie wütend an und er verzog sie wieder zu schmalen Schlitzen.
Verschwinde“, zischte er ihr zu und fuhr die scharfen Krallen aus, stieß sie in den grauen Stein der Wand und zog sie dann heraus um sie wieder einzuziehen.
Natürlich, Kleiner“, erwiderte die Silbergraue und Schatten spürte fast die schon die schneidende Schärfe, die sie seinem ‚Spitznamen’ mit ihrer Betonung verlieh. Nur langsam stand sie auf, doch Schatten wollte das sie sofort ging, sie sollte verschwinden und niemals wieder kommen.
Geh!“, fauchte er nun lauter und schlug absichtlich seine Krallen in die Wand, knapp neben ihrem Ohr.
Nicht getroffen?“, schnurrte sie und auch dieses Mal hörte Schatten sofort was sie eigentlich damit sagen wollte. Sie wollte ihn nur verspotten, ihn demütigen. Sein Knurre schlug zu einem wütenden Fauchen um, als seine Wut stärker wurde und schließlich die Oberhand über seine Gefühle übernahm.
Er dachte nicht nach, stürzte sich einfach mit ausgefahrenen Krallen auf die andere Katze. Erst als sich seine Krallen schon in die Flanke der anderen Katze gebohrt hatten und er den Geruch von Blut wahrnahm, wurde ihm wirklich bewusst was er da tat. Die Katze jaulte auf, doch nicht wegen des Schmerzes, sondern wegen der Verwunderung, die Schatten mit seiner Handlung hervorrief. Er zog die Krallen wieder ein, als er das kühle Fensterglas hinter sich spürte, nutzte den Moment, indem die andere Katze noch unentschlossen an der Wandkante stand, und warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die kräftigere Katze. Das traf die Katze unvorbereitet und so stieß er sie aus der Fensternische. Jetzt erst verstummte sein Knurren.
Nun war er es der die silbergraue Katze, die nur knapp auf allen Vieren gelandet war, mit der Zufriedenheit eines Sieges von oben herab anblickte.
Er hatte gewonnen.
Als er den Blick der anderen Katze auf sich spürte, fauchte er laut und unterstrich so seine nun höhere Stellung. Sie zuckte zusammen und lief schnell über die Kisten, sprang hinunter auf den Boden und blieb noch einen Moment in der Tür stehen. Wütend blickte sie zu ihm hinauf und murmelte irgendetwas von Rache, das Schatten nicht verstand. Dann verschwand sie aus seinem Blickfeld und ließ ihn allein zurück. Beunruhigt sah er auf seine Krallen, an denen aber kein Blut hing, auch wenn er es noch immer riechen konnte.
Zufrieden rollte er sich vor dem kleinen Fenster zusammen und blickte hinaus. Dichter Nebel versperrte ihm die Sicht, aber er meinte noch die Silbergraue Katze in einer Gasse verschwinden zu sehen, bevor er seine Augen schloss und einschlief...

4Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte Mo Apr 05, 2010 12:03 am

Nebelhauch

Nebelhauch
Admin
Admin

Die Geschichte ist toll! Super geschrieben Very Happy

ich will wissen, wie es weitergeht, also schreib auch weiter!

Lg Nebelhauch

https://mistery-fantasy.forumieren.de

5Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte Mo Apr 05, 2010 2:20 pm

Löwenstern

Löwenstern
2.Anführer
2.Anführer

Ich liebe diese Geschichte!Wirklich,sie ist klasse und ich würde es klasse fiden wenn du schnell weiterschreibst
Schattens Geschichte 537242 Löwenpfote Schattens Geschichte 537242

6Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte Mi Apr 07, 2010 12:22 am

Gast


Gast

Okay, gut, ja, hier Teil 3


Schatten - Teil 3


Schatten erwachte. Müde drehte er den Kopf herum, stieß mit der Nase gegen das kühle Fensterglas und öffnete verschlafen die grünen Augen. Es war noch dunkel, aber er hatte das Gefühl als würde es bald hell werden. Fast wie eine Bestätigung seiner Vermutung glänzte ein Lichtstrahl vom Wald hinüber und tauchte sein Gesicht einen Moment in ein helles Licht.
Blinzelnd wand er den Blick ab leckte sich über eine schwarze Vorderpfote. Gähnend brach er die Pflege seines schwarzen Fells ab und stand auf. Wie jeden Morgen streckte er sich ausgiebig und schüttelte dann sein Fell um den Staub, der sich bei Nacht in seinem Fell verfangen hatte, abzuschütteln.
Dann setzte er sich wieder und ließ seinen Blick über die Reihen alter Holzkisten schweifen. Alles sah aus wie immer. In Gedanken war er schon bei der Jagd, irgendwo würde er schon noch eine Maus finden, die er fangen könnte...
Ein Geräusch riss Schatten aus seinen Gedanken. Wieder glitt sein Blick durch den Raum, doch noch entdeckte er nichts Außergewöhnliches. Dennoch stellte er die Ohren steil auf und versuchte jedes Geräusch aufzufangen. Schließlich beschloss er nachzusehen und sprang neugierig von seinem hohen Platz, der Fensternische, hinunter auf die aufgestapelten Kisten.
Er landete genau dort wo er am Vortag nach seinem gescheiterten Kletterversuch angekommen war und kurz dachte er an den gestrigen Tag zurück. Hatte er eben noch wehmütig zum Fenster hinaufgesehen, so erinnerte er sich jetzt an das wütende Gesicht der silbergrauen Katze, die er überraschend verjagt hatte. Zufrieden ging er Richtung Tür und blieb dann plötzlich stehen, als seine Ohren ein Geräusch auffingen. Es klang wie ein Keuche und es klang nah. Verwundert blickte er zu der ehemaligen Tür hinunter.
Dort stand eine weiße Katze, deren Fell mit schwarzen Streifen durchzogen war. Ihr Blick war dem Boden zugewandt und sie rang nach Luft. Schatten wich einen Schritt zurück, als er das geisterhafte Schimmern ihres Fells in der Dunkelheit sah. Es ließ sie irgendwie unwirklich erscheinen, als würde keine Katze vor ihm stehen, sondern ein Geist. Der seltsame Kontrast von weiß und schwarz verstärkte diesen Effekt in Schattens Augen noch.
Als hätte man Schatten in Licht eingegraben, bemerkte Schatten in Gedanken und sah auf, als die Katze den Kopf hob und ihn mit ihren eisblauen Augen musterte. Sie rang noch immer nach Luft, doch ihre Atmung hatte sich ein wenig beruhigt.
„Schatten...“
Ihre Stimme war nicht mehr als ein Hauch, dennoch verstand er sie, als würde sie direkt neben ihm stehen. Langsam trat er wieder auf den Rand der großen Holzkiste zu und blieb dann dort zögernd stehen, dachte über die Vor- und Nachteile des hinunter Springens nach.
„Schatten“, wiederholte die weiße Katze, die ungefähr so alt wie er zu sein schien. Ihre Stimme klang fester und ihre Atmung hatte sich wieder beruhigt, als sie ihn aus ihren eisblauen Augen an blickte.
„Du musst aufbrechen“, murmelte sie eindringlich, aber ruhig. Noch immer sah sie ihn an und es kam dem jungen Kater vor, als sähe er kleine Flammen in dem ewigen Eis ihrer funkelnden Augen. „Deine Familie braucht dich.“
Er zuckte zusammen, als er ihre Worte hörte und stieß sich dann doch leichtfüßig von der Kiste ab. Leise landete er vor ihr, doch sie hatte sich schon umgedreht und wollte wieder gehen. Dennoch fiel Schatten der kurze Moment auf, indem sie noch unschlüssig vor ihm stand und wartete.
„Was ist passiert?“, fragte er schnell, bevor sie ging. In seiner Stimme schwangen Beunruhigung und Angst mit, die der weißen Katze unmöglich verborgen bleiben konnten. Sie seufzte und wand sich dann wieder zu ihm um. In ihren Augen spiegelte sich Schattens eigene Verzweiflung, die ihn fast schon erschreckte. Doch sie antwortete nicht auf seine Frage, schüttelte nur den Kopf.
Noch bevor er etwas anderes sagen konnte, war sie plötzlich verschwunden. Verwirrt sah er sich nach ihr um, doch keine Katze war zu sehen.
Er spielte mit dem Gedanken nach ihr zu suchen, doch dann schüttelte er nur über sich selbst den Kopf, es war sinnlos. Sie war sicher schon weit gekommen.
Du bist müde, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf. Du hast geträumt, Schatten.
Nun nickte der junge Kater, er glaubte seiner ‚inneren Stimme’ wo auch immer sie so plötzlich herkam. Wieder beruhigter trat er durch die ehemalige Tür des Lagerraums, blieb aber in dem alten Flur plötzlich stehen.
Schatten schloss die Augen und hob die Nase in den leichten Wind, er hoffte so genaueres über den Geruch, der ihm noch immer in der Nase brannte, zu erfahren. Schatten senkte den Kopf wieder, als der Wind nachließ.
Rauch?, fragte er sich nun und öffnete die Augen wieder. Wo-
Noch bevor er seinen Gedanken zu Ende denken konnte, wusste er die Antwort auf seine Frage und rannte den dunklen Flur entlang.
Das alte Haus stand am Rand des Waldes. Schatten hatte es ausgewählt, weil er so auch in der Nähe seiner Mutter und seiner jüngsten Geschwister war, die im Wald lebten. Irgendwann machten sie dort aber nicht mehr genug Beute für alle und er verließ seine Familie, genauso wie viele seiner Geschwister vor ihm. Nur eine seiner Schwestern, die genauso alt war wie er, blieb bei ihrer Mutter. Der Bruder, der ebenfalls am selben Tag wie Schatten geboren wurde, war von einem Hund gebissen worden und an den Folgen seiner schweren Verletzungen gestorben. Schatten erinnerte sich genau daran, er hatte an diesem Tag seine erste Maus gefangen und sie seinem Bruder geschenkt. Doch dieser hatte sie nicht mal mehr wahrgenommen, doch das wusste Schatten nicht.
Nun stand Schatten vor seinem Haus und starrte zum Wald hinüber.
Sie wusste es. Sie wollte mich warnen.
Seine Gedanken überschlugen sich und als er diese abgeschüttelt hatte, begann er einfach nur zu rennen. Jedoch nicht fort von der Gefahr, sondern mitten hinein...

7Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte Mi Apr 14, 2010 10:02 pm

Himmelsschweif

Himmelsschweif
Mentor
Mentor

cool mir gefällt die geschichte. Schreib schnell weiter. ich will wissen, wie es weitergeht. Very Happy

LG himmelsjunges

8Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte Fr Apr 16, 2010 11:33 pm

Gast


Gast

Schatten - Teil 4

Plötzlich blieb Schatten stehen. Nur noch wenige Schritte, dann hätte er den Wald erreicht, würde seine Familie suchen, ihr versuchen zu helfen. Er hoffte nur nicht zu spät zu kommen. Auch wenn er weiterlaufen wollte, so fühlte er sich als würde er seine Pfoten nicht mehr vom Boden lösen können, als wollten sie ihn nicht weiter tragen. Langsam hob er den Blick vom Boden.
Riesige Flammenberge durchbrachen das dichte Blätterdach des Waldes, türmten sich auf wie lauernde Raubtiere auf der Jagd. Sie versuchten näher zu kommen, den Kater mit den heißen Krallen zu packen und zu verschlingen, doch noch war er zu weit entfernt.
Über dem Wald hingen dicke Rauchschwaden, wie Nebel kamen sie auf Schatten zu, trugen die Hitze des Feuers zu ihm heran. Er senkte den Kopf wieder um nicht zu viel von diesem einzuatmen. Langsam schlich sich die Angst an ihn heran, zog ihn in ihre eisige Umarmung und er begann zu zittern. Ängstlich legte er die Ohren an, blendete das Knistern des Feuers aus. Nun wich er doch einen Schritt zurück, dachte schon darüber nach wieder zurück zu gehen und nicht wieder zu kommen.
Schon drehte er sich um, zuckte aber zusammen und stellte die Ohren auf, als er etwas hörte.
Es war ein Schrei, den der Wind aus einiger Entfernung durch die knisternden Flammen und durch den dichten Rauch bis zu ihm getragen hatte. Schatten erkannte eindeutig die Stimme einer Katze, deren Schrei wohl aus Angst und Verzweiflung entstand. Erst dachte er die Besitzerin der Stimme nicht zu kennen, doch dann erklang der Schrei erneut und er drehte sich wieder zum Wald um, als er glaubte die Stimme doch zu erkennen.
Schon hatte er die Kontrolle über seine Pfoten zurückerlangt und rannte los. Aus seiner anfänglichen Angst wuchs eine neue Entschlossenheit, die er davor noch nie gespürt hatte und die er wohl von seiner eigenen Verzweiflung aufgezwungen bekommen hatte. Immer schneller trugen ihn die Schritte seiner schwarzen Pfoten näher zu den lodernden Flammen hin, wie ein Schatten eilte der junge Kater über die niedrige Wiese.
Doch als er näher kam, wurde er wieder zögernd langsamer und starrte angestrengt durch Rauch und Flammen in den Wald. Auch wenn sich jeder seiner Schritte schwer anfühlte, ging Schatten dennoch entschlossen weiter und verringerte so die Entfernung zwischen dem brennenden Wald und ihm. Schnell suchte er nach einer Stelle durch die er unversehrt in den Wald eindringen könnte. Dann entdeckte er auch schon einen Durchgang zwischen den Krallen der flammenden Raubtiere. Doch er müsste sich beeilen, es war nur eine Frage der Zeit bis einer der lodernden Bäume fiel und somit den Durchgang versperren würde.
Jetzt zögerte Schatten nicht mehr. Mit schnellen, entschlossenen Schritten stürmte er in den ehemals dunklen Wald, der nun von den Flammen hell erleuchtet wurde. Noch immer waren seine Ohren steil aufgestellt, er versuchte erneut die bekannte Stimme aufzuschnappen, doch nur das Knistern der Flammen war um ihn herum.
Plötzlich fiel krachend ein brennender Baum kapp vor Schatten zu Boden. Ihm entfuhr ein überraschter Schrei und wich ängstlich einen Schritt zurück. Feuerfunken fielen auf sein Fell. Er dachte es würde nun brennen, doch das tat es nicht. Zitternd stand er vor dem gefallenen Baum, während sich das Feuer über das trockene Gras auf ihn zuarbeitete.
Dann aber entdeckte er einen schmalen Pfad, der sich an den Wurzeln des umgestürzten Baumes befand und noch von den Flammen verschont blieb. Schnell lief Schatten auf diesen Durchgang zu und schob sich hindurch. Sein Weg führte ihn vorbei an brennenden Bäumen, gefallenen und noch stehenden, die kurz vor dem Fall noch mit den schweren Massen des Feuers kämpften. Wenn doch ein Baum fiel, so loderten die Flammen höher auf und es sah fast so aus als würden sich Raubtiere auf ihre Beute stürzen.
Doch Schatten wich allen Gefahren aus, nichts hielt ihn davon ab sein Ziel zu erreichen. Dennoch trafen immer wieder Funken sein Fell und ließen ihn zusammen zucken, wenn er wieder das Brennen auf der Haut unter seinem schwarzen Fell spürte, das ihn denken ließ er würde selbst brennen. Aber nicht nur das bereitete ihm nun Probleme, auch seine Pfoten begannen zu schmerzen, weil er nicht auf direktem Weg der Stimme folgen konnte, sondern immer wieder Umwege um die Flammen machen musste. Trotzdem wäre er bald angekommen, er kannte die Umgebung jetzt besser, immerhin hatte er hier einen Teil seines Lebens verbracht.
Schatten erkannte den Geruch, der noch leicht über der Lichtung lag, auf die er nun zu lief. Es war der Geruch seiner Schwester, der dem seiner Mutter sehr ähnelte und den nun auch die Jungen seiner älteren Schwester haben würden.
Schnell suchte er mit seinem Blick nach seiner Familie, er wollte ihr helfen, musste sie finden.
Fieberhaft sah er sich um, entdeckte dann einen schmalen Gang, der noch nicht von den Flammen besetzt worden war. Zögernd ging er darauf zu, doch dann hörte er wieder den verzweifelten Schrei, der eindeutig seiner Mutter gehörte und nun ganz nah war. Die Angst in ihrer Stimme konnte er fast spüren und als er dann noch das Krachen eines zusammen brechenden Baumes hörte, ging die Angst seiner Mutter auf ihn über.
Schatten zitterte, doch dann drehte er sich langsam um, hatte Angst zu sehen was er erwartete.

9Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte Sa Apr 17, 2010 12:11 am

Silversnow

Silversnow
Anführer des Frostclans und Mentor

WOW! Shocked! Einfach spitzenmäßig! Mir fehelen die Worte!
Schreib bitte, bitte schnell weiter! Very Happy

LG Schneekristall

http://www.elemente-elfen.forumieren.de

10Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte Sa Apr 17, 2010 10:15 pm

Himmelsschweif

Himmelsschweif
Mentor
Mentor

genau, ich bin ganz Schneekristalls Meinung Very Happy

LG himmelsjunges

11Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte So Apr 18, 2010 10:32 pm

Gast


Gast

Schatten - Teil 5


Ein langer, breiter Baumstamm lag nun einige Schritte hinter Schatten, wie ein gefallener Riese. Auf zittrigen Beinen näherte er sich diesem. Dann erspähte er etwas Dunkelgraues und alles um ihn herum verschwand in schwarzen Schatten, als er darauf zustürzte.
Mit aller Kraft warf er sich gegen den schweren Baumstamm, immer wieder, versuchte verzweifelt ihn weg zu bewegen. Seine Schulter, mit der er sich gegen den gestürzten Riesen wehrte, schmerzte und sein Fell brannte von den Funken, die er aufwirbelte, als er sich in wütender Verzweiflung gegen den teils brennenden Baum warf.
Dann gab der Riese doch nach und rollte ein Stück zu Seite, ein dünner, aber stabiler Ast beugte sich unter dem Gewicht und drohte den ganzen Stamm wieder zurück zu drücken. Dennoch blieb Schatten genug Zeit um das dunkelgraue Tier mit den Zähnen zu packen und unter dem gestürzten Baum herauszuziehen.
Es war erstaunlich leicht und auch ziemlich dünn, hatte wohl lange nicht mehr genug zu Beute gefangen, ein Grund wegen dem Schatten den Wald verlassen hatte.
Mit schnellen Schritten trug Schatten es zurück zur Lichtung, legte es auf den Boden und betrachtete es kurz. Dann brach er wimmernd darüber zusammen, vergrub sein Gesicht in dem dunkelgrauen Fell seiner Mutter, das auch seine ältere Schwester hatte...
Er war zu spät gekommen, er hatte seine Mutter verloren uns sonst war hier niemand zu sehen, dem er noch hätte helfen können. Jetzt war er allein, lag traurig neben seiner Mutter, das Gesicht in ihrem grauen Fell vergraben. Nun gab es nichts mehr das ihn hier halten könnte, nichts mehr für das es ihm wert war zu leben...
Es hat keinen Sinn mehr, dachte er traurig und drückte sich tiefer in das lange Fell seiner Mutter. Sie roch nach Asche und Rauch, Schatten hatte Mühe ihren eigenen Geruch darin wieder zu finden, aber er fand ihn.
Ich hatte nicht zögernd sollen, ich hätte der Katze glauben sollen, dann wäre ich rechtzeitig gekommen, murmelte er in Gedanken und begann einen Hass zu entwickeln, der sich nicht nur gegen das Feuer richtete, sondern auch gegen Schatten selbst. Dass der Tod seiner Mutter nicht seine Schuld war, sondern der des Feuers, der flackernden, lodernden Flammen, bemerkte er nicht einmal.
Er machte es zu seiner Aufgabe den Grund für das Feuer zu finden, egal wie lange er deshalb suchen müsste. Solange er etwas hatte, an das er sich und sein Leben klammern konnte, dachte er nicht über die Möglichkeit einfach hier zwischen den Flammen liegen zu bleiben und zu warten.
Erst nachdem noch etwas Zeit vergangen war, bemerkte er das Wimmern, das von einem Kätzchen kam, das ihm gegenüber stand. Erstaunt hob er den Kopf und blickte in das vertraute Gesicht seiner kleinsten Schwester, die kurz bevor er seine Familie verlassen hatte, geboren worden war. Langsam stand er auf und sah sie an. Sie erwiderte seinen Blick mit ihren grünlich-blauen Augen und blickte dann kurz den leblosen Körper ihrer Mutter an, dann wieder Schatten.
Sein Blick wurde traurig, dann nickte er bekümmert.
Winselnd brach das Kätzchen zusammen, doch schon war Schatten an ihrer Seite und fing sie auf, legte sie sanft ab. Kurz blickte er sich um, noch war das Feuer ein Stück von ihnen entfernt.
Dann sah er wieder seine Schwester an, betrachtete ihr Fell. Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, war sie noch ein Neugeborenes gewesen. Ihr Fell war dünner gewesen als ein Grashalm, der erst gerade die Erde durchbrochen hatte.
Jetzt war ihr Fell hellgrau, mit dunkleren Streifen durchzogen. Von ihrem Kinn bis zum Hals war ihr Fell schneeweiß, genauso wie alle ihre vier Pfoten. Nur die Schwanzspitze hatte dieselbe Farbe, dasselbe dunkelgrau wie ihre Mutter, die sie jetzt für immer verloren hatten und nie wieder sehen würden...
Vorsichtig und sanft packte er sie am Nackenfell und hob sie langsam hoch.
Er spürte wie sie zitterte. Es schüttelte seinen ganzen Körper und es fiel Schatten schwer sein eigenes Zittern zu unterdrücken.
Langsam ging er los, ließ die Einsamkeit der Lichtung und den leblosen Körper seiner Mutter zurück. Dann wurden seine Schritte schneller, schweigend lief er durch den Wald, versuchte dabei alle gefährlichen Stellen zu vermeiden, doch als so leicht stellte sich das nicht heraus.
Plötzlich krachte wieder einer der riesenhaften Bäume neben ihm zu Boden. Ein Ast traf Schatten und schob ihn über den Boden, bis der junge Kater eine Böschung hinunter geschoben wurde. Er versuchte stehen zu bleiben um seine Schwester nicht zu verletzen und hielt mühsam sein Gleichgewicht, bis er dann plötzlich fast bis zum Bauch im feuchten Schlamm feststeckte.
Zum Glück war der Baum ebenfalls den kleinen Hang hinuntergefallen, lag nun flach neben ihm und funktionierte so wie eine Art Brücke, die Schatten mit dem Festland verband, das sich inmitten der Schlammmassen befand. Der Kater brauchte zwar etwas Zeit bis er an den Stamm herangekommen war, doch dann schlug er seine Krallen fest in das brüchige Holz und zog sich mit aller Kraft aus dem Schlamm, der nun begann härter zu werden.
Als Schatten über den Baumstamm zur Festlandinsel geklettert war, legte er seine Schwester kurz auf den Boden und sah sich verwundert um. Früher, als er noch bei seiner Familie gelebt hatte, war hier ein Fluss gewesen, der fast durch den ganzen Wald floss. Doch dieser war jetzt wohl ausgetrocknet und das brachte Schatten in seiner Suche nach der Wahrheit über den Waldbrand ein Stück weiter.
Ohne Wasser gab es keine kleinen Tiere, die von Katzen und anderen wilden Jägern erbeutet werden können, deshalb waren seine Mutter und seine kleine Schwester so dünn. Schatten würde ihr etwas jagen, wenn sie wieder aufgewacht war.
Vorsichtig hob Schatten seine Schwester wieder hoch und kletterte zurück auf den trockenen Baumstamm, der von einigen kleinen Flammen besetzt war. Schnell huschte er zwischen diesen hindurch und sprang dann, als die erdige Wand näher kam. Mit aller Kraft hielt er sich mit den Krallen an dem mit Gras bewachsenem Vorsprung fest, suchte mit den Hinterpfoten halt und stieß sich ab.
Er erinnerte sich an seine Kletterversuche in dem alten Lager, an seine Enttäuschung über sein Versagen. Aber es war nicht schlimm gewesen. Er hatte sich aufgefangen und dann ging das Leben auch schon weiter.
Würde er aber jetzt loslassen, würde er jetzt fallen, dann würden er und seine Schwester in den lodernden Flammen des gefallenen Baumes qualvoll sterben...
Entschlossen stieß sich Schatten ab und zog sich schnell über den Vorsprung nach oben. Erschöpft blieb er einen Moment lang stehen, dann erst bemerkte er zu seiner Verwunderung, dass das Gras hier feucht war, nicht so trocken wie im Wald. Glücklich betrachtete er das Glänzen des Taus auf den dünnen, grünen Halmen, das durch das Licht der Sonne entstand.
Schatten riss den Blick von dem Gras los und sah auf. Ohne es bemerkt zu haben hatte er den Waldrand schon fast erreicht, nur noch wenige Schritte und er war den bedrohlichen Fängen des Feuers entflohen...
Schnell trugen ihn seine Schritte über das feuchte Gras, dann stieg er auf einen kleinen Hügel, rannte weiter und sprang, als er vor sich wieder den braunen Schlamm des ausgetrockneten Flusses sah.
Hinter dem Wald stieg das Land wieder zu einem sanft steigenden Hang an. Vereinzelte Bäume standen auf der weiten Wiese, die einen Großteil des Hanges ausmachte. Auf einen dieser Bäume lief er zu. Jetzt hatte er die Gefahr hinter sich gelassen.
Bald hatte er den Baum erreicht und legte seine kleine Schwester vorsichtig vor dessen Stamm, sich selbst daneben. So wärmte er sie auch noch, denn obwohl es wegen des Feuers im Wald unglaublich heiß geworden war, zitterte sie noch. Er legte seinen Kopf neben ihren und blickte zum Wald hinunter, während er spürte wie sie im Schlaf näher an ihn heran rückte.
Der Ort, an dem er geboren worden war, an dem er seine ersten Tage verbracht hatte, an dem er jagen gelernt hatte, klettern, alles andere was ihm noch heute sehr nützlich war, diesen Ort hatte er durch ein einzelnes Feuer verloren. Ein Feuer, das vielleicht versehentlich von Menschen gelegt worden war, vielleicht aber auch absichtlich.
Schatten wurde nun langsam müde, schmiegte sich sanft an seine Schwester und leckte ihr einmal zärtlich über den Kopf.
Wenigstens habe ich Kia gerettet, dachte er sich und seufzte. Wenn ich schon sonst alle verloren habe...
Dann schloss er seine Augen. Noch einen Moment lauschte er müde dem Rascheln der Blätter über ihm, das ihn aber nicht weiter verwunderte, obwohl kein Wind wehte und es auch keine Vögel zu sein schienen. Trotzdem blieb er ruhig liegen, seine Schwester, deren Zittern langsam nachließ, dicht neben sich und schlief dann ein...

12Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte So Apr 18, 2010 11:08 pm

Himmelsschweif

Himmelsschweif
Mentor
Mentor

affraid wow, wie machst du das? Das ist echt toll. Ich heiße jetzt übringens himmelspfote:D

LG himmelspfote:D

13Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte Di Mai 04, 2010 3:26 am

Nebelhauch

Nebelhauch
Admin
Admin

WOW
Tolle Fortsetzung! Bitte, schreib schnell weiter! Bitte! Schattens Geschichte 584723

*hinsetz und wart* Schattens Geschichte 424235

Lg Nebelhauch

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14Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte Di Mai 04, 2010 2:47 pm

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Schatten - Teil 6


Schwer lag der dichte Rauch über dem Wald, der dem Feuer nicht standhalten konnte. Nur Asche blieb und kennzeichnete die Stellen an denen ehemals Bäume und Büsche in den Himmel ragten, doch blieben nur abgebrannten Krieger, die niemand mehr sehen würde.
Asche bleibt von Bäumen, trockene Erde von weiten grünen Wiesen, harter Schlamm von fröhlich plätschernden Bächen... kleine Flüsse, die selbst im Sommer Wasser führten, ausgetrocknete Erde, harter Stein... Leise trug der Wind sein Wispern durch den Wald, während er traurig die Asche aufwirbelte, die von den Bäumen blieb, durch deren Blätter er vor einiger Zeit wehte und die damals leise Raschelnd seine Anwesenheit verkündet hatten.
Dann zog sich die Stille durch den Wald, als der Wind zur Ruhe kam und leise zu summen schien, als würde er in Gedanken versunken seine Worte überdenken, doch dann erhob sich das leise Wispern des Windes wieder und erneut wirbelte er Asche auf und trieb den nebligen Rauch weiter.
Aber nun ist alles anders, hauchte er leise, als er über das verbrannte Land strich und nach Leben suchte. Erneut kehrte Stille ein, als der Wind plötzlich eine kleine Pflanze, ein Blümchen mit reinweißen Blütenblättern, entdeckte, dass schlaf und kraftlos am Boden lag. Leise rauschte er näher, versuchte sanft das Pflänzchen wieder aufzurichten und seine vergangene Schönheit wieder herzustellen. Für einen kurzen Moment hielt sie dem Gewicht ihrer selbst stand, entlockte dem Wind ein entzücktes Summen, doch dann sackte es wieder zusammen und fiel zurück auf die harte, verkohlte Erde...
Sein Seufzen verbreitete sich schnell durch den Wald, der mehr einem Schlachtfeld als einem lebendigen Ort glich. Still ließ der Wind das Blümchen liegen, glitt weiter über das trostlose Land.
Doch plötzlich traf er auf etwas dunkles, glitt hinüber und zerzauste es so. Schnell fand der Wind gefallen daran, spielte mit den weichen Schatten und ließ sie in seinem Sog tanzen. Murmelnd begann sich das Wesen, zudem das schwarze Fell gehörte, auf der kurzen Wiese umzudrehen und der Wind unterbrach sein Spiel. Er glättete das Fell wieder, rauschte leise näher an das Ohr des schwarzen Katers heran und hauchte ihm etwas leise zu.
Alles ist anders...
Müde murmelte der Schwarze etwas im Schlaf, blinzelte, öffnete die grünen Augen und betrachtete erschöpft die Verwüstung, die das Feuer, das vermutlich durch Menschen ausgelöst worden war, angerichtet hatte, dann drehte er sich auf die andere Seite, während der Wind leise an ihm vorbei brauste.
Dann erst bemerkte er den Schlamm, dessen Sog versuchte ihn tiefer hinein zu ziehen, ihn vollends zu verschlingen. Kraftlos startete er einen Versuch sich zu erheben, doch er scheiterte kläglich und sank sofort wieder zurück in den Schlamm. Er fühlte sich, als würde der schlammige Sumpf seine Lunge zusammendrücken und atmete schneller, flacher. An einigen Stellen war zudem noch sein Fell verbrannt, genau wie seine Pfoten. Mürrisch dachte er an die sprühenden Funken zurück, die ihm das angetan hatten.
Die Stille erstickte das leise Murmelnd des Katers, als der Wind erneut vorbeihuschte und erneut das dunkle Fell durcheinanderbrachte, dann aber das kraftlose Tier zurückließ ohne auch nur einen Moment an dessen Schicksal zu denken, er glaubte nicht einmal, dass es wieder aufstehen würde...
Aber noch kämpfte der Kater gegen die Schmerzen seiner Verletzungen an, sammelte seine Kräfte und versuchte erneut der schlammigen Erde zu entkommen. Langsam hob er eine Pfote, suchte Halt in dem Meer aus Schlamm, setzte die Pfote wieder ab und hob die Nächste. Die Suche nach sicheren Stellen dauerte lange, doch schließlich fühlte er sich sicher und drückte sich mit aller Kraft aus dem Schlamm heraus, sah schon fast die Lichtung, die sich noch ein Stück hinter dem sumpfigen Teich auf einer Art Vorsprung befand.
Dann aber rutschte er doch ab, fiel wieder in den Schlamm und sein schwarzes Fell wurde von dunklen, klebrigen Klumpen bespritzt, die ihm ein seltsames Fleckenmuster verliehen. Noch kämpfte er, noch war sein Blick starr auf das Ziel gerichtet. Verzweifelt unternahm er erneut einen Versuch sich selbst aus seinem matschigen Gefängnis zu befreien... und scheiterte...
Er seufzte leise, aber nun hatte er nicht mehr genug Kraft, spürte den schweren Druck und gab auf, ließ sich einfach in die schwere Umarmung des Sumpfes sinken und wartete nur noch darauf, dass die Luft aus seiner Lunge gepresst wurde und sein Leben beendet werden würde.
Noch nicht, murmelte eine leise Stimme in seinen Gedanken. Noch ist es zu früh, noch nicht. Gedanklich schnaubte er leise und schloss schon die Augen, als eine schwache Stimme direkt neben ihm ertönte.
„Helf’ mir“, flüsterte sie leise, ängstlich. Die Stimme war dem Kater bekannt und ließ ihn zusammen zucken, als hätte ihm jemand Schnee auf den dünnen Pelz geworfen. „Ich will hier raus, helf’ mir...“
Stille ersetzte die Stimme, als er erschöpft die Augen aufschlug und ein Kätzchen neben sich erblickte, dessen hellgraues Fell mit Dreck befleckt war. Es kämpfte ebenfalls gegen den Druck der Schlammassen an, doch er wusste, dass es ihnen nicht mehr lange standhalten würde.
Er wusste nicht was er tat, doch irgendwie gelangte er zu der jungen Katze hinüber, als sie kurz davor war zu versinken. Er war da kurz bevor ihr Leben erlosch... kurz bevor sie für immer für alle verschwunden war...
Sanft packte er sie am Nackenfell und zog sie aus den tiefen des Sumpfes, betrachtete einen Atemzug lang ihr völlig verdrecktes Fell und schleppte sich an Land, auf den Vorsprung und somit die Lichtung, sein Ziel, zu.
Müde sank er auf der Lichtung zusammen, ließ das Kätzchen los, das sofort wieder aufstand und auf die Suche nach seiner Mutter ging. Noch immer hatte sich sein Atem nicht beruhigt und so atmete er schnell den beruhigenden Geruch des frischen Grases ein, das sich unter seinem entkräfteten Körper befand. Ruhiger schloss er die grünen Augen, lauschte dem Plätschern des leisen Baches und wartete darauf, dass dessen Wasser in seinem Fell trocknete.
Bald war das hellgraue Kätzchen zurück. Den Kopf stolz hoch erhoben, schritt es auf den schwarzen Kater zu, der ihr Kommen und das einer älteren Katze mit den Ohren verfolgte. Langsam öffnete er die Augen, als er die leichte Pfote des Kätzchens an seiner Seite spürte. Die Kleine wollte spielen, doch ihre Mutter, eine dunkelgraue Katze, schien das nicht gut zu finden und zog das Kätzchen sanft, aber bestimmt, von dem Schwarzen weg.
Sie betrachtete ihn kurz verwirrt, nickte aber dann und begann das nasse Fell ihres Jungen zu säubern, als hinter einem Baum langsam ein zweites Katzenkind hervortrat um den Neuankömmling anzusehen.
Dieser rollte sich nun zusammen und betrachtete den kleinen Kater, der sich nun aus dem Schatten der noch recht kleinen Eiche löste und neben seine Mutter trat. Sein Fell war dunkelgrau, genau wie das seiner Mutter, doch am Maul und an der Nase wies es einen silbergrauen Farbton auf. Der Bauch war hellgrau und bei genauerem Hinsehen bemerkte der schwarze Kater, dass die rechte Vorderpfote des Jungen ebenfalls heller war als das restliche Fell. Misstrauisch musterte der Kleine den Schwarzen aus den blauen Augen, die einen leicht grünlichen Schimmer aufwiesen, drehte sich dann aber um und verschwand wieder zwischen den Bäumen.
Ein leises Flüstern ließ die Ohren des schwarzen Katers zucken, als er erneut die Augen schloss. Doch die anderen Katzen schienen das Flüstern nicht bemerkt zu haben und so lauschte nur der Kater dem geheimnisvollen Wispern, das seine Gedanken wie ein leises Echo wiederholten.
Schatten, wisperte die klare Stimme einer Katze und es klang, als würde der Wind persönlich dafür sorgen, dass dieses Wispern nur ihn erreichte. Noch bevor er selbst wieder wusste wer der Träger dieser Stimme war, erschien das Bild der weißen Katze mit den schwarzen, schattenähnlichen Streifen und glühte geisterhaft in seinen Gedanken auf.
Schatten, wach auf...

15Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte Di Mai 04, 2010 7:30 pm

Nebelhauch

Nebelhauch
Admin
Admin

*absolut sprachlos sei*

Wow...
die Fortsetzung ist fantastisch! So...traurig und doch wunderschön... so super beschrieben, ich hatte alles richtig vor Augen...Und ich hätte am liebsten noch ewig weitergelesen!
Bitte schreib ganz schnell weiter!

Lg Nebelhauch

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16Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte So Mai 23, 2010 12:04 pm

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Gast

Ewig weiterlesen? Das geht nicht, aber bisschen weniger als ewig krieg ich hin Wink Teil 7-10
Zu dem Gesprochenen: Schatten - Kia - Bruder

Schatten - Teil 7

Am späten Vormittag erwachte Schatten und hob müde den Kopf. Verschlafen blinzelte er zum Wald hinüber, von dem noch immer Rauch in den Himmel aufstieg, der dann wie graue Wolken vom Wind über die Welt getrieben wurde und sich irgendwann einfach auflöste, als wäre er nie da gewesen.
Das Feuer aber schien verloschen zu sein, dennoch sah Schatten einige Menschen, die durch den Wald liefen und unentdeckte, kleine Flammen löschten. Schatten wusste von wo sie kamen, aus der Stadt auf der anderen Seite des Waldes, der nun kaum mehr Wald zu nennen war. Er schüttelte den Kopf, immerhin war er noch immer davon überzeugt, dass das Feuer die Schuld unvorsichtiger Menschen war.
Schatten löste seinen Blick von den Menschen und betrachtete nachdenklich den Wald, der größtenteils vom Feuer zerstört worden war. Er seufzte. Das war also aus seiner Heimat geworden? Ein trostloses Stück Land, auf dem höchstens noch die Menschen ihre Städte bauen konnten?
Wieder schloss Schatten seine Augen und legte den Kopf wieder zurück auf die dunklen Pfoten, lauschte dem leisen Atem seiner kleinen Schwester und dem sanften Flüsterndes Windes, der durch sein Fell und Kias strich. Noch im Schlaf rückte seine kleine Schwester näher an ihn heran, suchte ängstlich seine Nähe. Doch wenigstens zitterte sie nicht mehr.
Schon bald kehrten seine Gedanken zum Wald zurück, zu Asche und Rauch, Feuer und Zerstörung. Nur noch Steine und kahles, trostloses Land waren vom Wald geblieben.
Vorsichtig stand Schatten auf, achtete genau darauf, dass seine Schwester, die ihren kleinen Kopf tief in seinem dunklen Fell vergraben hatte, nicht aufwachte. Verschlafen gähnte er und streckte sich, versuchte die Müdigkeit endlich von sich abzuschütteln.
Sein Blick fiel auf den Baum unter dem er und seine Schwester geschlafen hatten. Kurz dachte er nach, dann kletterte er geschickt den Stamm hinauf und ließ sich auf einem dicken, aber niedrigen Ast nieder und blickte über das absteigende Land zum Wald hinunter. Außer Asche und Rauch sah er fast nichts, nur ein leichtes Flimmern von Licht hinter der dicken Rauchwand, die Menschenstadt im Tal. Wald aber sah er keinen mehr...
Schnell wand er den Blick von den Ruinen seinem Heimatwald ab, sah in die andere Richtung, den Berg hinauf. Dort befand sich ebenfalls ein kleines Waldstück, das das Feuer nicht erreicht hatte. Dort hatte er gejagt, seit er seine Familie verlassen hatte, weil er wusste, dass es in seinem Heimatwald nicht mehr genügend Beute gab, vor allem nicht wenn auch noch Katzen aus der namenlosen Stadt dort jagten.
Dann blickte er nach links, wo sich eben diese Stadt befand, die Stadt in der er lebte, seine neue Heimat. Sie lag weit entfernt von der ansteigenden Ebene, befand sich aber dennoch zwischen dem hohen Wald, den er zum jagen nutzte, und dem tiefen Wald, der nun wohl völlig ausgelöscht worden war, genauso wie seine Bewohner.
Plötzlich zuckte Schatten zusammen, als er ein leises Murmeln hörte. Seine schwarzen Ohren zuckten und drehten sich in die Richtung aus der das Geräusch kam, während sich Schatten vorbeugte um besser lauschen zu können.
Mama?
Das war unverkennbar die Stimme seiner kleinen Schwester, die im Schlaf sprach. Ihre Stimme klang ängstlich und war ganz leise, auch Traurigkeit spürte Schatten, wenn er Kia zuhörte.
Mama? Wo bist du?
Kias leise Stimme war lauter geworden und die Angst fast schon spürbar. Sofort stieß sich Schatten von seinem Ast ab, landete leise neben seiner Schwester auf dem Boden. Im Schatten war das Gras noch feucht, obwohl er vom Himmel ablesen konnte, dass die Sonne bald hoch am Himmel stehen würde. Hauskatzen nannten diese Zeit des Tages ‚Mittag’, so wie die Menschen auch. Schatten aber war die Bezeichnung der Zeit nicht so wichtig, dagegen interessierte es ihn umso mehr, dass er während dieser Zeit die wenigsten Menschen im Wald traf und er so mehr Beute fing.
Langsam trat Schatten näher an Kia heran, lauschte weiterhin dem leisen Murmeln und leckte ihr dann kurz sanft durch das hellgraue Fell. Es schmeckte nach Asche und Rauch, genauso roch es auch, weswegen Schatten seinen Kopf wieder hob. Der Geruch erinnerte ihn an seine Mutter, deren Fell bei ihrem Tod genauso gerochen hatte. Er wusste, dass es eine Weile dauern würde, doch bald würde Kia wieder ihren eigenen Geruch annehmen und den von Asche und Rauch würde er hoffentlich nie wieder in diesem hellen Fell riechen. Noch immer stand er neben seiner kleinen Schwester, lauschte ihrem Atem und dem leisen Gemurmel, bis dieses schließlich verstummte. Er wusste nicht genau weshalb, aber er machte sich Sorgen um seine Schwester, um ihre Zukunft.
„Es geht ihr gut“, murmelte eine Stimme beruhigend neben ihm, es war die einer Katze. Schatten nickte ohne wirklich darauf zu achten wer mit ihm sprach, er merkte noch nicht einmal, dass ihm diese Stimme bekannt vorkam, so sehr war er mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
„Geh jagen, Schatten“, fuhr die Stimme sanft fort. „Ich passe auf sie auf.“
Er nickte erneut. Langsam ging er um Kia herum ohne der anderen Katze zu begegnen und lief dann ebenfalls langsam los. Seine Pfoten fühlten sich seltsam schwer, als hätte man ihm Steine an diese gebunden. Der Gedanke etwas Falsches zu tun verirrte sich in sein Denken, als hätte er seine Schwester verlassen um so etwas Verbotenes zu tun. Immerhin war sie das einzige lebende Mitglied seiner Familie von dem er wusste. Sicher lebten noch einige mehr seiner Verwandten, irgendwo. Geschwister, die seine Familie lange vor ihm verlassen hatten. Vielleicht sogar sein Vater, den er nie gesehen hatte, dessen Namen er noch nicht einmal kannte.
Obwohl er jagen gehen wollte, lief Schatten in die entgegen gesetzte Richtung, in den tiefen Wald, der wie ein Schlachtgeld vor ihm lag. Ein Schlachtfeld auf dem ein ungleicher Kampf geführt worden war, den viele verloren hatten. Er konnte noch immer die heiße Wärme spüren, die das verloschene Feuer in der Luft hinterlassen hatte, und er roch den schweren Geruch des Rauches, der den vergangenen Wald fast vollkommen einhüllte.
Trotz des Gefühls der Schwere schaffte es Schatten seine Schritte zu beschleunigen und rannte weiter. Bald schon erreichte er den Waldrand, sprang über das ausgetrocknete Flussbett, das fast dreimal so tief war, wie Schatten groß. Früher einmal hatte er hier Wasser gefunden, jetzt nur noch harten Schlamm.
Sein Weg führte ihn über gefallene Bäume, kleine, noch lodernde, Flämmchen, die noch von Menschen gelöscht wurden oder die der Wind auszublasen versuchte.
Dann erreichte Schatten auch schon die Lichtung, auf der er in der Nacht den Körper seiner verlorenen Mutter einsam zurückgelassen hatte um seine kleine Schwester zu retten, die er hier gefunden hatte. Noch immer lag der Körper seiner Mutter dort, friedlich, vom Feuer nicht berührt.
Zitternd kam er, ihr Sohn, näher und ließ sich neben ihr in das verdorrte Gras fallen, blickte sie traurig an.
Wir vermissen dich“, flüsterte er mit vor Traurigkeit heiserer Stimme und legte seine rechte Vorderpfote auf die seiner Mutter, vergrub sich noch einmal wie ein schutzloses Neugeborenes in dem dunkelgrauen Fell seiner Mutter.
Dann aber hörte er die tiefen, donnernden Stimmen eines Menschen und zuckte zusammen, hob sofort den Kopf. Er spürte die schweren Schritte auf dem Boden, sah sich erschrocken nach einem Versteck um, wollte dann aber seine Mutter nicht zurücklassen und stellte sich schützend vor ihren leblosen Körper.


Schatten - Teil 8

Knackend wurde das verkohlte Geäst zweier großer, gefallener Bäume von kräftigen Menschenhänden zur Seite geschoben, einige Äste brachen ab, andere zerfielen einfach zu Asche und landeten auf dem Boden.
Ein schmaler, nicht sehr stark aussehender Junge mit dunkelbraunem, kurzem Haar trat durch den neu entstandenen Durchgang hindurch und sah sich schnell auf der Lichtung um. Er sprach etwas in einer Sprache, die Schatten als Menschensprache erkannte.
Alles zerstört, hauchte die leise Stimme aus Schattens Träumen in seinen Gedanken.
Das waren seine Worte, stellte Schatten verwundert fest und versuchte gleichzeitig die Stimme seiner Gedanken zu fragen, ob seine Feststellung stimmte, als er den Jungen weiterhin ansah.
Nun fiel auch der Blick des Jungen auf den Kater, der schweigend vor dem toten Körper seiner Mutter stand. Fragend sah der Junge den Kater aus seinen braunen Augen heraus an und sprach wieder etwas, dass die Stimme aus Schattens Gedanken sofort mit einem geflüsterten Wer bist denn du? übersetzte.
Schnell wich Schatten einen Schritt zurück, stieß dabei aber kurz leicht gegen den Körper seiner Mutter und sprang sofort wieder nach vorne. Langsam kam der Junge näher, versuchte flüsternd und beruhigend auf den Kater einzureden. Leise erklang Schattens Fauchen, als er versuchte den leblosen Körper seiner Mutter zu beschützen, fast so, als würde sie noch leben. Doch der Junge kam noch immer näher, streckte dann sogar die Hand nach dem jungen Kater aus und versuchte ihn zu fassen.
Schattens Fauchen wurde lauter, aggressiver, sein schwarzes Fell sträubte sich wütend und er versuchte damit den Jungen fortzujagen. Wenn er Schatten noch näher kommen würde, würde der Kater die Krallen ausfahren und kämpfen.
Doch plötzlich spürte er eine Menschenhand an seinem Bauch, die ihn ungeschickt hochzuheben versuchte. Kurz verstummte Schatten verwirrt, dann aber wurde sein Fauchen noch lauter, wütender und er versuchte den Menschen mit den Krallen zu treffen, als der Junge wieder vor ihm stand.
Nimm du ihn, flüsterte die Stimme die Übersetzung der Worte des Mannes, der versuchte Schatten zu halten. Dann packte der Junge den Kater am Nackenfell und zog ihn auf seine Arme, versuchte beruhigend auf ihn einzureden, doch Schatten wollte sich nicht beruhigen.
Alles wird gut, dir wird nichts passieren, flüsterte die Stimme die Worte des Jungen in der Sprache der Katzen.
Ich bringe dich hier weg, fuhr die Stimme fort, als der Junge weiterredete. Du wirst ein schönes Zuhause bei uns finden, keine Angst.
Schatten knurrte laut und versuchte sich aus dem Griff des Jungen zu entwinden, als dieser versuchte ihn zu streicheln. Plötzlich aber hielt der Kater inne, weil ein kräftiger, großgewachsener Mann mit dunklen Haaren den toten Körper seiner Mutter entdeckte und vom Boden aufhob. Nachdenklich sagte er etwas zu dem Jungen, dass die Stimme ebenfalls nachdenklich übersetzte. Schatten zuckte zusammen als er es so direkt hörte, er wusste das es so war, aber er hatte es noch nicht von jemand anderem gehört:
Tod.
Wieder flackerte die Wut in Schatten auf, verdrängte die Angst vor den Menschen vollkommen aus Schattens denken und er blendete alles aus, wollte nur noch seine Mutter aus den Händen der Menschen retten, wollte sie zurück bekommen.
Wütend riss er sich blitzschnell aus dem Griff des Jungen los und sprang fauchend auf den Mann zu, stieß aufgebracht seine spitzen Krallen in die Arme und Hände des Mannes und hinterließ tiefe, blutende Wunden.
Wegen des plötzlichen Angriffs und des Schmerzes ließ der Mann die leblose Katze fallen, schüttelte hastig den fauchenden Kater ab und hielt mit schmerzverzerrtem Gesicht eine Hand auf den verletzten Arm.
Blödes Vieh!, übersetzte die Stimme die knurrenden Worte des Mannes.
Sobald Schatten auf dem Boden landete, packte er den toten Körper seiner Mutter und rannte blindlings los, verwirrt durch die Worte der Menschen und den Geruch von Blut, Rauch und Asche. Auch die Gefühle, die die Menschen empfanden und die auf den Kater einstürzten, verwirrten Schatten. Angst, Verzweiflung, Verwirrung, Überraschung...
Lasst den Kater in Ruhe!, rief die Stimme des Jungen verzweifelt. Er weiß nicht was er tut!
Schatten aber wusste genau was er tat, er rannte. Er brachte seine Mutter in Sicherheit, egal ob tot oder lebendig, er wollte sie den Menschen nicht überlassen. Auf einmal spürte er eine Hand auf seinem Rücken.
Bleib hier, raunte die Stimme die Worte des Jungen.
Entschlossen schüttelte Schatten die Hand ab und rannte weiter, der Junge versuchte noch einmal ihn zu fangen, aber Schatten war schneller.
Die Stimme seiner Gedanken verstummte, obwohl Schatten die Stimmen der Menschen noch immer hinter sich hörte. Das laute Fluchen, das Rascheln von Verband um die blutende Wunde zu verbinden und immer wieder die leise Stimme des Jungen, der noch immer versuchte Schatten zu fangen. Doch nach einiger Zeit verstummte auch diese, als Schatten den Jungen abgehängt hatte.
Völlig außer Atem ließ Schatten sanft den Körper seiner Mutter zu Boden gleiten und sah sich ein wenig verwundert um, als er den Geruch von Gras, Blättern, Rinde und sogar den entfernten Geruch von Wasser wahrnahm. Er war weit gelaufen und so in einen entfernten Teil des Waldes gekommen, der vom Feuer verschont worden war. Vor und hinter sich sah Schatten nur Wald, überall um sich herum. Forschend hob er die Nase in den Wind und suchte nach vertrauten Gerüchen. Eichen... Gras... Wasser... Mäuse... Meisen...
Ein weiterer Geruch stieg ihm in die Nase und er öffnete die Augen wieder um sich erstaunt um zu sehen. Der Geruch gehörte eindeutig zu einer Katze und kam Schatten auf eine seltsame Weise bekannt vor, als hätte er den Geruch vor langer Zeit einmal gerochen hatte.
Sofort ließ er sich neben den Körper seiner Mutter fallen, erst jetzt bemerkte er wieder wie atemlos er war. Seine Atmung ging schnell und so versuchte er diese wieder zu beruhigen. Müde schloss er die Augen und konzentrierte sich nur noch auf das Atmen. Nach einiger Zeit beruhigte er sich so wieder etwas und stellte die Ohren wieder steil auf um alle Geräusche aufzufangen und so nicht plötzlich überrascht zu werden.
Zuerst blieb alles still, dann aber hörte er leise Schritte und öffnete wieder seine grünen Augen.
Ein kleiner Kater war näher an Schatten heran getreten. Er war ungefähr in Kias Alter, sein Fell war mit Schlamm verdreckt und auch wenn er einige Schritte von Schatten entfernt war, konnte er den starken, schweren Geruch von Rauch riechen.
Langsam erhob sich Schatten und sah den Kater forschend an. Bei genauerem hinsehen sah er, dass das Fell des Katers dunkelgrau war, es war dieselbe Farbe wie beim Fell seiner Mutter. Der Bauch des Katers war hellgrau, genauso wie seine rechte Vorderpfote. Das Fell um das Maul und die Nase des Kleinen war silbergrau und schimmerte im Licht der Abenddämmerung. Plötzlich wurde Schatten klar wie lange er schon fort war, aber dann bemerkte er etwas anderes und starrte den Kater verwirrt an.
Der kleine war unverkennbar der scheue, kleine Kater aus Schattens Träumen. Erst jetzt fiel ihm auch auf, dass das junge Kätzchen, das er gerettet hatte, seine Schwester Kia war und die Mutter der Beiden auch seine Mutter.
Ohne es wirklich zu wissen, sprach Schatten aus was er dachte:
Du bist mein Bruder


Schatten - Teil 9

Verwirrt blickte der kleine, graue Kater Schatten an. Sein Blick aber verriet auch, dass er etwas unsicher über seine Worte, die er noch äußern wollte.
Brüder?“, fragte er schließlich ungläubig und trat zögernd einen Schritt näher an Schatten heran, musterte ihn. Die dunkelgraue Katze, die leblos zwischen den Beiden lag, schienen Beide nicht mehr wirklich wahrzunehmen, als hätten sie sie einfach vergessen, in ihrem Gespräch ausgeblendet. Sie bemerkten die Katze, ihre Mutter nicht mehr.
Der Kleine betrachtete Schatten, legte den Kopf leicht fragend schief und schüttelte diesen dann entschlossen. Seine hellblauen Augen funkelten kurz, als ein Lichtstrahl der untergehenden Sonne sie traf. Die Pupillen zogen sich blitzschnell schlitzförmig zusammen und gaben so ein Stück mehr der farbigen Iris frei, ein kleines Stück, das grünlich schimmerte, wie Schattens Augen... und die seiner Mutter zu früheren Zeiten.
Schatten hatte dieselbe Augenfarbe gehabt wie seine Mutter. Auch seine Geschwister, die am selben Tag wie er geboren worden waren, hatten dieselbe Augenfarbe gehabt. Bei allen war es dasselbe dunkle Grün, das, wenn das Licht auf es fiel, strahlend smaragdgrün wurde.
Nein“, sagte der Kleine knapp, aber entschlossen und riss Schatten mit diesen Worten aus seinen Gedanken über seine Familie. „Du kannst nicht mein Bruder sein.
Kurz sah Schatten verwirrt aus, diese Antwort überraschte ihn auf eine gewisse Art, weil er sich so sicher gewesen war, dass er Recht hatte. Unauffällig suchte er in der Luft nach dem Geruch des Katers, den er dann auch fand. Er riecht fast genau wie Kia, oder wie... Er dachte seinen Gedanken nicht zu Ende, wagte es noch nicht einmal auf seine Mutter hinunter zu sehen, sondern sah den Kleinen wieder an, als seine Verwirrung sich gelegt hatte.
Warum nicht?“, fragte Schatten und trat ebenfalls einen Schritt näher, achtete aber genau darauf seine Pfoten auf freies Land zu setzen und nicht seine Mutter zu treffen, dann erst bemerkte er, dass auch der Jüngere die dunkelgraue Katze nicht einmal mit den Pfote gestreift hatte und der Gedanke, dass der Kleine sie überhaupt nicht gesehen hatte, meldete sich in Schattens Kopf.
Dann aber konzentrierte er sich wieder auf den Kleinen und verzog seine Augen zu schmalen Schlitzen, als er den Kater mit diesen fixierte und sich zu ihm vorbeugte um so ungefähr auf Augenhöhe mit ihm zu sein.
Auch die hellblauen Augen des jüngeren Katers, die genau dieselbe Farbe hatten wie Kias Augen, verengten sich zu schmalen Schlitzen, als er sich nun ebenfalls vorbeugte. Dadurch hatte er seinen Kopf nun aber auch wieder ein Stück gesenkt und konnte Schatten nicht mehr richtig ansehen, das brachte den Kleinen dazu, den Kopf wieder zu heben und einen Schritt vor zu gehen um Schatten dann nur wieder anzusehen.
Auf irgendeine Weise war der Blick des Jüngeren ein wenig feindselig, als wollte er sofort angreifen, wenn Schatten sich nur bewegte. Im Gegensatz dazu war Schattens Blick noch immer ein wenig verwirrt, aber auch enttäuscht. Warum wollte der Kleine ihm nicht einfach glauben, dass sie Bruder waren? Schatten konnte es sehen, riechen, tief in seinem Inneren spürte er es sogar fast und hören konnte er es auch, denn die Stimme des Kleinen klang zwar nicht so wie Kias, doch ganz leicht erinnerte sie Schatten an die Stimme seiner kleinen Schwester.
Du siehst anders aus“, erklärte der Kleine, als wäre er eine Mutter, die versuchte ihrem Jungen beizubringen wie man richtig jagt, dieses aber nicht glaubt, was es da gesagt bekommt. „Du hast keine Ähnlichkeit mit meinen Geschwistern oder meiner Mutter, ich hab dich nie zuvor gesehen.
Schon zog der Kleine seinen Kopf wieder zurück und ging einen Schritt zurück, als er die leichte Wut sah, die in Schattens Augen aufflackerte, als dieser den Ton hörte indem der Jüngere mit ihm sprach. Fast hätte er begonnen zu knurren, doch schnell erstickte er dieses und zog sich ebenfalls wieder auf die Stelle zurück, auf der er vorhin auch gestanden hatte.
Als er dann aber den Kopf leicht schief legte und den Kleinen erneut musternd und fragend ansah, verrieten die Augen des Jüngeren Schatten, dass das seinen Gegenüber verwirrt hatte.
Wenn du meinst“, schnurrte Schatten und versuchte amüsiert zu klingen, er hoffte den Kleinen weiterhin zu verwirren, vielleicht würde er ihm dann doch noch glauben. „Dann werde ich besser wieder gehen, Kia wartet sicher auf die...
Kia?“ Die Augen des Jüngeren leuchteten erfreut auf, dann aber wurde er wieder ernst, leicht wütend sogar. „Wo ist sie?“, fauchte er leise. „Warum ist sie bei dir...
Beruhig dich“, sagte Schatten sanft und leise, kurz sah es fast so aus, als würde er lächeln. „Ihr geht es gut...“ Der Graue wurde merklich ruhiger. „... Ich achte schon auf meine kleine Schwester.
Sie ist nicht deine Schwester!“, knurrte er nun wütend und schnellte vor, stieß dabei gegen den bewegungslosen Körper der Katze zwischen ihnen und stolperte. Er wollte sich noch auffangen und sich auf Schatten stürzen, doch als er sah über wen er gestolpert war, ließ er sich einfach in das trockene Gras fallen, als wäre er ein Stein, der von einer Klippe gestoßen wurde, der sich nicht auffangen konnte und hinunter stürzte...
Seine hellen Augen weiteten sich erschrocken, ängstlich und auch verzweifelt, während sich die Angst und die Trauer wie ein Schatten über das Gesicht des jungen Katers legten und die Stärke, den Mut und die Furchtlosigkeit von ihm abwuschen.
Mama?“, hauchte er leise und schob sich über das trockene Gras näher an sie heran, vergrub sein Gesicht wimmernd in ihrem Fell. Seine Stimme war so leise, als hätte der Wind gesprochen und so zerbrechlich, wie ein gefallenes Blatt im Herbst oder die unsichtbaren Wände, die die Hauskatzen, wie die Menschen auch, ‚Glas’ nannten.
Genau wie ich, dachte Schatten traurig, als er sah, wie der Kleine versuchte den Geruch seiner Mutter in ihrem Fell zu finden, das nach Asche, Rauch und Menschen roch. Leise stellte sich Schatten neben den Kleinen, sagte aber nichts. Dafür war nicht der richtige Augenblick.
Kurz warf er einen Blick in den Himmel, der dunkler geworden war. Es ist bald Nacht, flüsterte die seltsame Stimme leise in Schattens Gedanken, aber er bemerkte sofort, dass sie dieses Mal keine Menschenworte übersetzte und das beruhigte ihn sehr. Die Stimme war zu leise und zu sanft für Menschenworte, deren Ton sie bei der Übersetzung sie meist größtenteils beibehielt. Aber Kia geht es gut.
Er nickte und ließ sich dann vorsichtig neben dem Kater ins Gras sinken. Der Kleine wirkte nicht mehr wie ein starker Kämpfer, ein furchtloser Krieger, der sich allen Gefahren in den Weg stellt und vor nichts zurückschreckt, sondern wie ein kleines, verängstigtes Kätzchen, das auf Hilfe angewiesen ist um nicht in einem Meer aus Trauer und Angst zu versinken.
Nur kurz und auch ganz sanft stieß Schatten den Kleinen versehentlich mit einer seiner Pfoten an, doch das reichte schon damit dieser den Kopf hob und ihn fragend ansah.
Die Trauer in seinem Blick versetzte Schatten einen Schmerz tief in seinem Herzen, keiner seiner Familie sollte jemals so traurig sein. Versagt, knurrte er in seinen Gedanken. Es ist meine Schuld, dass er es hier erfahren muss, ohne Kia.
Letzte Nacht“, murmelte Schatten, nachdem er die Gedanken an sein Versagen abgeschüttelt hatte und nickte traurig. Es war dieselbe Antwort auf dieselbe ungestellte Frage wie bei Kia in der Nacht des Feuers und es war dieselbe tiefe Traurigkeit, die sich nun in Schattens Herz schob, als er diese Antwort nun auch seinem Bruder gab.
Warum...?“, hauchte der Kleine verzweifelt und rückte noch ein Stück näher an den kalten Körper seiner Mutter heran. Doch Schatten schüttelte nur den Kopf, das wollte er seinem Bruder ersparen. Dieser senkte den Kopf wieder und vergrub ihn erneut im Fell seiner Mutter. Seines hatte denselben Grauton und so war es schwer zu unterscheiden wo sein Bruder nun genau lag und was davon zum Fell seiner Mutter gehörte.
Es ist Nacht“, flüsterte Schatten und blickte den Kleinen sanft an, während er langsam aufstand um ihn alleine zu lassen. „Versuche zu schlafen.
Geh nicht...“, wimmerte das Kätzchen zu seinen Pfoten verzweifelt und versuchte ängstlich sich an Schattens Bein festzuhalten. Erstaunt sah dieser den Kleinen an und hob ihn dann am Nackenfell hoch um ihn vor sich wieder abzusetzen.
Warum nicht?“, fragte Schatten ganz sanft und beugte sich zu dem Kater hinunter um dessen leise Worte zwischen dem Wimmern zu verstehen.
Ich... will nicht alleine sein“, winselte der Kleine und taumelte einen Schritt näher. „Bleib bei mir... du bist... doch mein... Bruder.
Bin ich das?“, fragte Schatten nun erneut leise und setzte sich vor den Kleinen auf das trockene Gras. Ein wenig verwunderte ihn schon, dass der Kleine plötzlich doch glaubte, dass sie Brüder waren. Vorhin war er noch fest davon überzeugt gewesen, dass das nicht stimmt. „Wieso glaubst du es jetzt doch?
Zitternd hob der Kleine den Kopf, die Trauer nahm ihm alle Kraft. „Nur jemand... der aus meiner Familie ist...“, flüsterte er und taumelte zitternd näher an Schatten heran, ließ sich dann einfach gegen ihn fallen, weil er keine Kraft mehr hatte. „... würde so lange bei... mir bleiben, wenn ich... neben meiner...“ Er rang nach Worten, wollte nicht ‚tot’ sagen und entschied sich dazu, einfach eine Pause anstelle dieses endgültigen Wortes zu setzen. „... Mutter bin und... trauere. Keiner... würde... genauso fühlen... wie ich.
Dann brach die Stimme des Kleinen einfach weg und er sackte zitternd vor Schattens Pfoten zusammen, so wie in der letzten Nacht Kia. Es war zu viel für ihn gewesen, so wie es auch zu viel für sie gewesen war.
Sofort packte Schatten seinen Bruder am Nackenfell und hob ihn sanft hoch, während er selbst aufstand. Dann wendete er sich von seiner verstorbenen Mutter ab, hörte noch einmal ein leises Wimmern von dem Kätzchen, das er trug, ging aber weiter auf einen kleinen Hügel zu, der sich zwischen trockenen, dornigen Büschen befand. Während er näher kam, beschleunigte er seine Schritte und sprang dann über einen der Büsche hinweg und legte den kleinen Katzer auf die winzige Lichtung. Noch einmal sah sich Schatten um, legte sich dann neben seinen Bruder, der sich schon zusammengerollt hatte. Noch immer wimmerte und zitterte der Kleine, doch das Wimmern wurde leiser und das Zittern würde schwächer werden, das wusste Schatten. Er bettete seinen Kopf auf seine schwarzen Vorderpfoten und legte seinen Schwanz um sich und den Kleinen, hoffte ihm so mehr Wärme geben zu können, die er nun brauchte.
Mamas... Augen“, murmelte der Kleine kurz bevor er einschlief. Schattens Ohren zuckten und er stellte sie wieder steil auf um die leisen Worte besser verstehen zu können. „... dasselbe Grün... du...
Schatten nickte leicht und spürte wie sein Bruder zitternd näher rückte.
Keine Angst“, schnurrte er leise, beruhigend und schloss seine Augen. „Ich passe auf dich auf und auf Kia auch, wir gehen zu ihr... Morgen.
Der Kleine nickte noch und rückte erneut näher, dann war er eingeschlafen...


Schatten - Teil 10

Leise fiel etwas vom Himmel zu Boden. Es war leicht, fiel aber schwer, genau wie seine Kameraden. Sie alle waren klein, stürzten sich in etwas Abstand aus den Wolken und fielen schutzlos dem Boden entgegen, verschmolzen mit diesem und verschwanden in einem Fleck dunklen Nass, das bald wieder heller wurde, wenn nicht bald ein zweiter Springer auf dem selben Landeplatz aufkam.
Eines dieser Wesen landete auf dunklem Grund, verschwand zwischen kurzen, schwarzen Haaren. Ein Weiteres landete kühl daneben, nässte kürzeste Härchen und noch etwas anderes...
Verschlafen öffnete Schatten seine grünen Augen, als er spürte, wie etwas kühles seine Nase berührte, kurz auf ihr verweilte und sich dann seinen Weg nach unten bahnte und mit einem leisen, tröpfelnden Geräusch auf dem Boden landete.
Dann schloss Schatten die Augen wieder, lauschte dem leisen fallen der Regentropfen, die langsam sein Fell nässte und nur den Boden, auf dem er lag, noch trocken ließ. Müde gähnte er und blinzelte, öffnete seine Augen dann aber wieder ganz und blickte sich verwirrt um.
Wo bin ich?, fragte er sich gedanklich und bemerkte seinen kleinen Bruder erst wieder, als dieser sich im Schlaf umdrehte und sein Gesicht in Schattens Fell vergrub. Dann kam die Erinnerung zurück und Schatten erkannte den kleinen Hügel zwischen den dornigen Büschen wieder.
Langsam glitt sein Blick über den Boden, die Büsche, die Bäume und blieb schließlich am dunklen Himmel hängen, der von grauen und fast schwarzen Wolken bedeckt war. Aber am leisen zwitschern der Vögel, die noch auf den Ästen der Bäume hockten, konnte Schatten entnehmen, dass es eigentlich Tag war. Doch bald ließ das Zwitschern nach, als die Vögel sich in ihre geschützten Nester zurückzogen.
Er hob den Kopf um die Wolken besser betrachten zu können, als sich mit einem leisen, fast besorgten Maunzen, das keinerlei Sinn hatte, nicht einmal für eine Katze, die Stimme meldete, die er schon so oft gehört hatte.
Schatten, wo bist du?, fragte die Stimme, nachdem das Maunzen in Schattens Gedanken verklungen war. Sie klang besorgt, nicht sehr, aber Schatten hörte es, so, wie er auch hörte, dass sie nach ihm gesucht hatte, ihn aber nicht gefunden hatte... oder nicht erreicht? Erst als Schatten ihre Worte noch einmal wiederholte, fiel ihm der müde Ton auf, der in ihren Worten mitschwang. Ihm wurde klar, dass er zurückkommen sollte. Zurück zu Kia. Aber er würde nicht ohne ihren Bruder gehen.
Er nickte müde, als wollte er ihr Antworten, blickte dann auf den kleinen Kater hinab, der noch immer an ihrer Seite lag und schlief. Schatten lauschte seinem Atem, legte dann den Kopf wieder auf seine schwarzen Pfoten und schloss die Augen. Dann schwieg er.
Wenn er wieder einschlafen würde, würde er einfach wieder schlafen, auch wenn er wusste, dass er zu Kia zurückkehren sollte. Sein Verstand wusste das, sein Körper aber war vom Laufen müde. Von Feuer und Asche, Rauch und Angst geschwächt und wollte ausruhen, er wollte nur schlafen, wollte all die Angst und das Leid vergessen.
Wieder wurde Schatten von etwas getroffen. Es war klein, nicht hart, aber auch nicht weich und es durchnässte sein Fell, nicht schnell, aber es tat es. Der Regen wurde langsam stärker und der Wind ließ die wenigen Blätter der Bäume rauschen, riss einige von ihrem Ast los, die dann von ihm davon getrieben wurden, ihren Weg durch die Luft fanden. Wenn sie aber zu nass wurden, fielen sie tiefer, landeten auf dem Gras und gaben ihre Nässe auch an dieses weiter.
Erneut hob Schatten müde seinen Kopf, als ihn etwas am Ohr traf. Noch immer müde und verwirrt öffnete er die Augen und sah, wie ein weiterer Regentropfen auf seiner Nase landete. Er verschmolz langsam mit seinem schwarzen Fell, verschwand in diesem. Erst jetzt war Schatten wach genug um zu merken, dass es regnete. Sein Fell war schon nass, auch das des kleinen Katers, aber den Regen selbst hatte Schatten nur gehört, aber dennoch nicht begriffen, dass er fiel.
Schatten hielt sich plötzlich für sehr unaufmerksam und viel zu müde, doch jetzt war er wieder wacher, blickte sich endlich wieder aufmerksam um und sah dann wieder die Wolken an, deren Sinn er nun endlich verstand.
Regen, dachte er erfreut und spürte, wie die Freude langsam seinen ganzen Körper ausfüllte, bis er nur noch Freude verspürte und nichts anderes mehr. Endlich regnet es!
Dann aber dachte er an seinen Heimatwald, für den der Regen nun zu spät kam. Aber Schatten wusste, dass die dort lebenden Tiere den bevorstehenden Winter auch nicht überlebt hätten, wenn so viel Beute gefehlt hätte. Sie waren alle fortgezogen, in den hohen Wald oder in einen anderen, vielleicht auch in die Stadt gegangen um dort bei den Menschen nach Futter zu suchen.
Leise murmelnd rollte sich der kleine Kater auf die andere Seite. Schatten lauschte seinen Worten, verstand aber deren Sinn nicht. Das waren diese Worte, die selbst Katzen, die alle Worte kannten, als einfaches ‚Miau‘ bezeichnen würden, so wie die Menschen die gesamte Sprache der Katzen.
Ihr werdet nass, stellte die Stimme nach einiger Zeit fest, als sich die Freude erst wieder versuchte in Schatten auszubreiten. Dieser schnaubte nur verärgert, wollte doch nun endlich auch mal wieder froh sein. Aber warum musste diese Stimme, deren Besitzer er nicht einmal kannte, immer etwas finden, worüber man sich aufregen konnte? Doch dann sah er ein, dass sie recht hatte.
Vorsichtig stand Schatten auf, schüttelte sich schnell aber antwortete nicht, sondern setzte sich wieder und betrachtete weiterhin den schlafenden Kleinen, neben dem er gelegen hatte, über den er in der Nacht Wache gehalten hatte. Er würde ihn nicht wecken, das war sicher. Schweigend hob Schatten eine seiner Pfoten, betrachtete sie kurz, drehte sie, als wäre sie etwas, dass er noch nie zuvor gesehen hatte. Dann bemerkte er ihre Nässe und leckte über sie im Versuch sie zu säubern.
Unvermittelt sprang er auf, begann zu husten, zu würgen und versuchte den Geschmack loszuwerden, der ihm auf der Zunge brannte wie Feuer auf trockenem Holz und den sogar seine Nase wahrnahm, wie einen scharfen, schneidenden Geruch.
Asche und Rauch, dachte er wütend und schüttelte sein Fell, nichts aber fiel heraus. Sein Fell war zu nass, es hielt die Asche uns sogar den Rauch fest, als wolle es sie in sich behalten, wie einen seltsamen Schatz, hielt sie fest wie eine Mutter ihr Junges, das versucht eine Dummheit zu begehen.
Missmutig knurrte Schatten leise vor sich hin, ging einen Schritt vorwärts und traf dabei seinen kleinen Bruder an der Seite. Hatte der Kleine nicht vorhin noch woanders gelegen? Verwirrt beobachtete Schatten wie sich dieser umdrehte und so kurz vor einen der dornigen Büsche rollte. Glücklicherweise nicht weiter, das wäre schmerzhaft für den Kleinen geworden.
Schatten legte den Kopf leicht schief. Das amüsierte ihn etwas und so ging er über den nassen Boden hinüber und packte den Kleinen vorsichtig im Nackenfell, hob ihn aber nicht hoch, sondern zog ihn nur sanft von den Büschen weg, zurück auf den Hügel. Das aber weckte den Kater nun doch, der sich verwirrt umsah.
Die Welt bewegt sich“, murmelte er mit der gleichen verschlafenen Leichtgläubigkeit, der vorhin auch Schatten in seinem Halbschlaf geglaubt hatte, bis er diesen Fehler bemerkte. Schatten schnurrte, ein leiser, beruhigender und sanfter Ton, der von etwas wie Freude und Erleichterung begleitet wurde. Schweigend legte er den Kleinen auf den Boden, leckte ihm über das dunkelgraue Fell und bemerkte den gleichen brennenden Geschmack, den er schon von seinem eigenen Fell kannte.
Hustend wand er sich von dem Kleinen ab, schritt durch den Regen, der sein Fell unbarmherzig weiter nässte und so schwerer machte. Vorteile hatte das für Schatten nicht wirklich und für seinen Bruder auch nicht.
Müde stand nun der Kleine auf, ging einen Schritt auf Schatten zu und stolperte dabei ungeschickt über eine Wurzel, die zu einem hohen Baum gehörte, der etwas abseits des Hügels stand, seine Wurzeln aber weit ausbreitete. Erst taumelte der Kleine, dann fiel er vor Schatten zu Boden.
Er hob den Kopf wieder und Schattens Husten schlug in eine Art Lachen um, als er den Kleinen sah. Sein Fell war mit Gras und Schlamm bedeckt, den der Regen aus dem Boden gemacht hatte und der nun im Fell des kleinen Katers hängen geblieben war. Dieser stand nun auch langsam auf, schüttelte sich. Der Dreck flog nach allen Seiten und sofort verstummte Schattens Lachen. Er wich zurück und versuchte dem Schlamm auszuweichen, doch schon traf ihn etwas am Ohr und er setzte sich, hob die Pfote und wischte es ab.
Hey!“, rief er und blickte den Kater an. Dann aber wurde er wieder ruhiger, stand auf und ging zu ihm hinüber. „Alles in Ordnung?
Ja... fast“, antwortete der Kleine und blickte nun erstmals an sich hinunter. Grau war es wohl eher nicht mehr, dafür aber schlammig braun und dreckig. Aber der Regen würde es waschen, wie er es auch mit den Steinen tat, die Menschenkinder in den Städten mit seltsamen bunten Mustern füllten, Katzen taten so etwas nicht. Dafür dauerte es wegen ihrem Fell aber auch länger bis der Schmutz herausgewaschen war.
Noch einmal schüttelte der Kleine schnell sein dunkelgraues Fell, spritzte Schatten erneut mit Dreck voll und schnurrte zufrieden.
Das kommt davon wenn man ein Junges auslacht, schnurrte die Stimme in Schattens Gedanken fast lachend, während Schatten erneut den Dreck aus seinem Fell wischte, das nun schwarz mit braunen Punkten war.
Dieses Mal aber sagte er nichts zu dem Kleinen, sondern schwieg nur, wartete. Wieder wurde der Regen stärker und so beschloss Schatten, dass es Zeit war aufzubrechen. „Lass uns gehen“, sagte er zu dem Kleinen und stand auf.
Wohin?“, fragte dieser und folgte Schatten, der schon über das dornige Gestrüpp, das viele seiner Blätter durch den Herbst mit seinem Wind verloren hatte, sprang.
Der Kleine sprang nun ebenfalls, aber nicht hoch genug und schrie unerwartet auf, voller Schmerz. Sofort drehte sich Schatten um, lief zu seinem Bruder zurück und packte ihn vorsichtig im Nackenfell. Er hob ihn hoch, löste so die spitzen Dornen aus dem Fell des wimmernden und zitternden Kätzchens, das er jetzt absetzte.
Was ist passiert?, fragte die Stimme besorgt und klang fast so, als hätte dieser Schrei sie aus ihren Träumen gerissen, gleichzeitig aber auch sehr wach und aufmerksam
Schatten schüttelte nur den Kopf, lauschte dem Wimmern seines Bruders, der auf dem Boden lag, nicht weit vom leblosen Körper ihrer Mutter entfernt. Kurz dachte er über sie nach und über das, dass sie zu ihm gesagt hatte, als er einmal ein totes Kätzchen gefunden hatte, von einem Fuchs getötet. Damals war er ängstlich zu seiner Mutter zurückgerannt und hatte es ihr erzählt, sie hatte ihm zugehört und dann gesagt: Der Körper ist zwar tot, die Seele aber wird sicher weiter leben und durch die Welt gleiten, wie der Wind.
Er versuchte sich vorzustellen, dass die Seele seiner Mutter in seiner Nähe war und nun von ihm verlangte, dass er sich um seinen Bruder kümmerte, also drehte er sich wieder um, ließ den Körper seiner Mutter zurück wo er war, in seiner Nässe versunken, und trat auf seinen Bruder zu.
Neben dem Kleinen setzte er sich auf den nassen Boden und betrachtete ihn schweigend, schüttelte erneut den Kopf, dann seufzte er leise. Eine Wunde zog sich über den helleren Bauch des Kleineren und tränkte sein Fell langsam mit dunklem Blut. Schatten beugte sich vor, der Kleine zuckte erst zurück, dann aber ließ er wurde er wieder ruhiger. Dann legte der Schwarze seinen Kopf schief, betrachtete die Wunde genau, die nur langsam aufhören würde zu bluten. Blut würde Feinde anlocken, die leichte Beute fangen wollten. Sie mussten gehen. Aber noch war der Regen stärker und wurde auch immer stärker, durchnässte ihr Fell als wären sie in einen See getaucht, vielleicht noch nasser.
Hast du Schmerzen?“, fragte Schatten leise und setzte sich wieder auf, sah dem Kleinen besorgt in die Augen und lauschte seinem Atem, der viel zu schnell ging.
Mir ist kalt“, wimmerte der Kleine so leise, dass Schatten die Worte kaum hörte, wollte dann an Schatten heranrücken. Unerwartet zuckte er zurück, als er den Schmerz spürte, der von seiner Wunde ausging. Erneut schlug sein Wimmern in ein schmerzerfülltes Winseln um, mehr noch ein Jaulen oder Heulen. Dann sank er zitternd auf dem Boden zusammen, atmete schwer, nun zu langsam, und man sah ihm an, dass er große Schmerzen hatte und genau das schmerzte auch Schatten.
Er muss hier weg, dachte Schatten und stand wieder auf. „Ich bringe dich ins Trockene, in Sicherheit“, flüsterte er seinem Bruder zu und hob ihn vorsichtig am Nackenfell hoch. Schatten spürte fast schon wie schwach der Kleine war. Wieder kam ihm der Gedanke, es könne seine Schuld sein, nein, es musste seine Schuld sein.
Doch der Kleine sagte nichts, zitterte aber weiterhin. Dann sah sich Schatten schnell um, der Regen peitschte zu Boden, weichte ihn auf und verwandelte die Erde in Schlamm. Langsam setzte er sich in Bewegung, entdeckte wieder den toten Körper seiner Mutter, wand den Blick traurig ab und sprang über sie hinweg. Er würde sie nicht wieder sehen, das wusste Schatten.
Es ist schwer jemanden zu verlieren, dachte er traurig und rannte los. Es schmerzt sehr, als würde ein Stück des Herzen herausgerissen werden...
Dann seufzte Schatten leise, rannte unter den Bäumen entlang so schnell ihn seine Pfoten tragen konnten und versuchte einfach nur schnell ins Trockene zu kommen. Er wollte wieder in sein Lager, da wo Menschen Dinge lagerten, die sie nicht mehr brauchten und da, wo er lebte, seit er gegangen war. Er hoffte nur Kia hätte es gefunden, wäre in Sicherheit.
Dann kam er an den Rand des Waldstücks, vor ihm nur nasse Asche, die ich ihren eigenen, grauen Bächen davon trieb. Vorsichtig schüttelte er sich, achtete auf den Kleinen und suchte nach einem Versteck, als der Himmel hell erleuchtet wurde und krachender Donner an seine Ohren drang, kurz nachdem der Blitz etwas entfernt von ihm eingeschlagen war. Schatten wand den Blick hinüber zu dem Ort des Einschlags, entdeckte die verkohlten Überreste eines tragbaren Lagers, eines ‚Zeltes‘ und daneben ein großer Berg, Asche und Holz. Dort schien am meisten Asche zu sein, dort war das Feuer entstanden. Schatten knurrte leise, rannte dann aber weiter, über die trostlose Ebene, weg von Wald, Schmerz und Tod.

17Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte Do Mai 27, 2010 11:09 pm

Löwenstern

Löwenstern
2.Anführer
2.Anführer

Ich finde es Hamma wie du all die Eindrücke von Schatten darstellst!Ich bin einer deiner größten Fans^^!ich finde es wirklich echt cool von dir das du es hier auch reinstellst!

18Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte Mo Mai 31, 2010 7:27 pm

Gast


Gast

Ich hab nichts zu tun, also schreib ich hier jetzt auch einfach noch den ganzen Rest rein, vielleicht gefällts ja jemandem.
P.S.: Leider ist der Beitrag zu lang, deshalb schick ich das mit zwei. Und bitte auch nicht wundern, dass bei Teil 15 ein anderer Name steht.


Schatten - Teil 11


Erneut zuckte ein Blitz hell am Himmel auf, durchbrach die dichte, dunkelgraue Wolkendecke und bahnte sich seinen Weg zu Boden, wo er mit dem Donner begleitet aufschlug und die Welt einen Augenblick lang hell aufleuchten ließ. Das laute Donnergrollen rollte wütend über den Boden, fegte über Asche und Wasser hinweg. Ängstlich rannten kleinere Tiere davon, stoben auseinander und suchten Schutz auf der trostlosen Ebene. Dann verschwanden sie in unterirdischen Gängen, die in ein Labyrinth verschiedener Wege und Höhlen führten.
Schatten hob den Kopf ein Stück und blickte zu dem grauen Himmel hinauf, der nun langsam dunkler wurde. Noch immer schickten die Wolken den Regen hinunter und es schien ihnen zu gefallen wie Tiere litten, wenn ihre Höhlen überflutet und ihre Nester davon geschwemmt wurden.
Aber Nacht ist es noch nicht, dachte Schatten und senkte den Kopf wieder, während er nachdachte und dann zu dem Entschluss kam, dass es wohl erst später Nachmittag war. Noch vor Anbruch der Nacht wollte er mit seinem kleinen Bruder in seinem Lagerhaus ankommen, wollte zu Kia, sie sehen. Er vermisste sie, spürte diesen Schmerz in seiner Brust, der versuchte ihn zu ihr zu lenken, aber versagte.
Erbarmungslos prasselte dafür der Regen zu Boden. Schattens Fell war nass und tropfte bei jedem Schritt. Bäume, unter denen er Schutz vor Regen finden könnte, gab es seit dem großen Waldbrand nicht mehr hier. Nur Asche und kleine, gräuliche Bäche, die ebenfalls aus Asche bestanden und kleine Hügel hinunter flossen um dann in einen breiten, grauen See zu münden, der dort war, wo einmal riesige Bäume in den Himmel ragten auf denen zwitschernde Vögel hockten. Diese waren leicht zu fangen gewesen, weil sie so in ihren Gesang vertieft gewesen waren.
Aber auch der Wind hatte sich gegen Schatten verschworen, versuchte immer wieder ihn fortzufegen, wie ein einfaches Blatt, das von seinem Ast gefallen war. Nun musste der Wind das Blatt im Flug auffangen, wie früher und es musste fort fliegen.
Doch Schatten kämpfte, hielt seinen Bruder gut fest, verletzte ihn aber nicht, und senkte den Kopf leicht, versuchte so den Kleineren vor dem erbarmungslosen Wind zu schützen. Seine Schritte, die vorhin noch schnell gewesen waren, waren nun langsamer geworden. Jeder Schritt kostete Kraft, die Schatten für sein Ziel, zurück in die namenlose Stadt zu Kia zu kommen, verwendete.
Der Sturm wird stärker, flüsterte die Stimme in seinem Kopf, als sich Schatten einige Schritte vor dem großen Aschensee befand. Sie klang beunruhigt, besorgt aber auch zuversichtlich. Kia geht es gut.
Schatten nickte dankbar und setzte den Kleinen vorsichtig auf den aufgeweichten grauen Boden. Sein Fell war nun ebenfalls völlig durchnässt worden, aber sein Zittern hatte etwas nachgelassen und der Schmutz war fast vollständig aus dem dunkelgrauen Fell gewaschen worden.
Fragend blickte er zu Schatten hoch, dann sah er über den Aschesee und zurück zu Schatten. Die Wunde am helleren Bauch hatte aufgehört zu bluten und sah auch schon etwas besser aus, jedenfalls jetzt, wo der braune Schlamm fortgewaschen worden war. Aber um zu verheilen würde es noch eine Weile dauern, dass wusste Schatten.
„Wir müssen da rüber“, erklärte Schatten seinem Bruder und beugte sich zu diesem hinunter, damit er die leise Stimme hören konnte, die gegen den Regen wie ein leiser Windhauch wirkte, der nicht einmal ein Blatt heben konnte. Schatten klang entschlossen und hoffnungsvoll, der Kleine sollte keine Angst haben, obwohl Schatten diese selbst hatte.
„Können wir nicht drum herum...“
Die Stimme des Kleineren klang zweifelnd, aber Schatten schüttelte den Kopf und viele, kleine Wassertropfen flogen in alle Richtungen, fielen und landeten hart im Schlamm oder versanken im Wasser, wo sie Wellen hervorbrachten wie die Regentropfen.
„Das würde zu lange dauern, wir sollten so schnell wie möglich weiter“
„Aber wohin gehen wir denn?“, fragte der Kleine und klang seltsam verzweifelt, weil er noch immer nicht wusste wohin Schatten ihn bringen wollte. Gleichzeitig schwang auch Angst und Verwirrung in seinen Worten mit. Unglücklich sah er zu dem Schwarzen auf und blickte erneut ängstlich über den See. Er hoffte, dass dieser nicht zu tief war, denn er konnte nicht schwimmen, würde es vielleicht nie lernen. Seine Angst wuchs. Die Angst, dass ihn seine Kraft wieder verlassen würde und er in diesem See aus Asche und Schlamm sein Leben verlieren würde.
„Alles wird gut“, schnurrte Schatten und versuchte sich das selbst einzureden, obwohl er es nicht wirklich glauben konnte. Das verriet auch seine Stimme, die leicht nervös klang und so versuchte er diese Nervosität schnell zu verscheuchen. „Vertrau mir“
Der Kleine zögerte, dann nickte er schnell. Verwirrt und Ängstlich zwar, aber er glaubte Schatten und ging einen Schritt vorwärts. Dieses Mal war der Schmerz in seinem Bauch nicht ganz so schlimm und er nickte Schatten erneut ängstlich zu.
Langsam ging Schatten einen Schritt auf den grauen See zu, dessen Oberfläche durch die vielen Regentropfen, die sie trafen, immer in Bewegung blieb. Kleine Wellen huschten nach allen Seiten wie Mäuse, die man in ihrer Höhle überrascht hatte. Dann setzte er eine Pfote hinein und das Wasser floh, kam aber gleich darauf wieder zurück und umspülte seine schwarze Pfote kalt und grau.
Er atmete noch einmal tief durch, auf das Schlimmste gefasst, und ging dann langsam weiter. Schritt für Schritt arbeitete er sich bis zum anderen Ufer vor, blieb aber nach einigen Schritten stehen und drehte sich zu seinem Bruder um und blickte ihn aufmunternd an.
Nickend wies Schatten an seine rechte Seite und beobachtete wie der Kleine sein Nicken zaghaft erwiderte und dann vorsichtig die hellere, rechte Vorderpfote in das kühle Wasser gleiten ließ. Sie versank und bald war nur noch die Hälfte seines Beines zu sehen, dann aber ging er langsam und forschend weiter und kam so Schatten näher. Neben seinem Bruder angekommen rieb er seinen grauen Kopf sanft an Schattens nasser Seite. Alles verlief gut, genau wie Schatten es erhofft hatte.
Er ging einen weiteren Schritt, blickte zu seinem Bruder, der ebenfalls langsam weiter ging. Mit jedem Schritt wurden sie mutiger, schritten durch das Wasser, als sei es Land und vergaßen ihre Ängste und die Vorsicht langsam.
Unerwartet hörte Schatten einen ängstlichen Schrei, dann nur noch unverständliches Blubbern. Schnell drehte er sich um und sah noch, wie der Kleine von den Wassermassen in die Tiefe gezogen wurde und selbst zum Kämpfen zu müde war. Sofort kam Schatten zurück, versuchte nach dem Kleinen zu schnappen, bekam ihn aber nicht zu fassen und sah, wie das Wasser das graue Kätzchen verschlang.
Kleine, farblose Luftblasen stiegen an die Oberfläche und zerplatzten leise. Verwirrt und ängstlich, gleichzeitig auch wütend, betrachtete Schatten das Wasser, dann aber dachte er nicht mehr lange nach und sprang. Dort, wo der Kleine gewesen war, war früher eine Erdhöhle gewesen, die unter dem Druck des Wasser eingestürzt war und dadurch ein Loch freigab, indem sich Wasser sammel konnte.
Schatten stieß sich weiter in die Tiefe hinab, sah nichts wegen der gelösten Asche und roch nichts, spürte nur den scheußlichen Geschmack von Asche auf der Zunge und spürte das brennende Gefühl, dass dieser dort hinterließ. Dann spürte er etwas Pelziges an seiner Nase, öffnete das Maul und packte zu, stieß sich wieder ab und tauchte an der Oberfläche auf, wo er an einer flachen Stelle herauskletterte.
Er ließ das Geschnappte auf den Boden gleiten und hustete dann, doch er würde den brennenden Geschmack nicht los. Dann erst sah er zu Boden... und erstarrte augenblicklich. Das war nicht sein Bruder. Das war nicht mal eine Katze. Das war ein Fuchswelpe, dessen rotbraunes Fell die Asche grau gefärbt hatte, nachdem er sein Leben dem Wasser geopfert hatte.
Sofort drehte sich Schatten wieder um, atmete tief ein und sprang erneut in das graue Wasser und suchte nach dem Fell, dass seinem Bruder gehörte und dessen Geruch. Beides aber konnte er unter Wasser nicht einfach finden, doch dann spürte er wieder wie etwas Pelziges an ihm vorbei sank. Noch bewegte es sich und in Schatten wuchs die Hoffnung, dass es sein Bruder war. Er spürte die kleinen Luftblasen, die an seinem Ohr vorbei an die Oberfläche stiegen um zu zerplatzen.
Verzweifelt versuchte Schatten den sinkenden Körper zu fassen, rutschte aber mit den Zähnen ab und schnappte so vorbei, gab aber nicht auf. Er ließ sich weiter absinken, das Wasser drückte schwer auf seine Lunge, dann packte er erneut zu und hielt sich an dem bisschen Fell fest, dass er bekommen hatte.
Langsam ließen die Bewegungen des Wesens nach und auch die Luftblasen zischten nicht mehr an Schatten vorbei. Ängstlich stieß sich Schatten von einem kleinen Stein ab und wurde so an die Oberfläche getrieben, wo er sich als erstes umsah und Luft holte. Dann entdeckte er das nahe Ufer, paddelte schnell mit den Pfoten und kam tatsächlich vorwärts. Als er nah genug war, kletterte er aus dem Wasser, legte seinen Fund auf das nasse Gras und ließ sich erschöpft daneben fallen.
Wenn es dieses Mal nicht sein Bruder wäre, würde Schatten nicht mehr suchen müssen, denn dann wäre der kleine, graue Kater ertrunken, so wie der Fuchswelpe, dessen Fell Aschgrau gefärbt worden war.
Plötzlich begann Schatten laut zu husten, dann versuchte er den schrecklichen Geschmack vergeblich loszuwerden.
Eine Maus wäre gut, dachte er und versuchte sein Husten zu ersticken, das aber gelang ihm nicht und so wartete er, bis es sich vorläufig gelegt hatte. Sie würde den Geschmack beseitigen.
Bald wirst du wieder jagen können, flüsterte die Stimme in seinem Kopf und eine Art sanftes Schnurren drang zu Schatten hinüber, dann nickte er schwach.
Langsam öffnete er seine Augen und Ohren wieder für seine Umgebung und sog den Duft der Luft ein. Er hörte das Prasseln der Regentropfen, die schnell und hart zu Boden fielen, roch ihren nassen Geruch und den von Gras. Dann nahm er ihre fallenden Formen wahr, die wie scharfe Linien die Luft durchschnitte. Wieder hustete er kurz, dann aber gelang es ihm dieses zu ersticken.
Müde blickte Schatten zu dem Wesen hinüber, entdeckte anfangs nur ein graues, nasses Knäueln, dann nahm das Wesen vor seinen Augen langsam Gestalt an und er erkannte ein Kätzchen, das sein Bruder sein konnte.
Obwohl seine Kraft fast vollkommen aus seinem Körper verschwunden war, schaffte Schatten es irgendwie aufzustehen. Taumelnd gelangte er zu dem Kätzchen hinüber, stieß es vorsichtig mit der Pfote an. Doch nichts geschah.
Nun drückte er sanft zu, hörte ein leises Husten, dann ein Keuchen und spürte, wie das Wesen zu zittern begann. Langsam richtete sich das Kätzchen auf, Schatten hob seine Pfote, setzte sie wieder auf dem Boden auf und suchte nach einem festen Stand.
„Br... Bruder?“, fragte eine leise, brüchige und zittrige Stimme, dann folgte erneutes Husten.
„Ja“, antwortete Schatten und sah, wie der Regen langsam etwas von der Asche aus dem Fell des Kleinen wusch. Es nahm wieder die richtige Farbe an und Schatten wurde klar, dass er selbst ebenfalls mehr grau als schwarz sein musste nachdem er in dem Aschesee gewesen war.
„Wir sind bald da“, erklärte Schatten mit leiser Stimme und blickte über die nasse, graue Ebene hinüber zu seinem Heimatort, der namenlosen Stadt, die ihn aufgenommen hatte, ohne Fragen zu stellen, als er den Wald verlassen hatte. Er sah die Umrisse der Stadt im Dunkeln und eine hellere Silhouette, die an den Umrissen kurz vorbei huschte, schnell und katzenhaft, um dann in der Dunkelheit zu verschwinden.
Heimat, dachte Schatten wehmütig und riss seinen Blick schnell von der Stadt los, dann sah er wieder den kleinen Kater an.
„Soll ich dich tragen?“, fragte er leise. Nun war es der Kleinere, der erneut laut zu husten begann und so mehr von dem eingeatmeten Wasser ausspuckte. Schatten nickte, als hätte der Kleine ihm eine Antwort gegeben und hob diesen dann sanft im Nackenfell hoch. Er drehte sich zur Stadt hinüber und lief langsam los, dann wurden seine Schritte schneller.
Vorsichtshalber ging er nun an jedem Aschensee vorbei, auch wenn er klein oder gar winzig war. Er wollte kein Risiko eingehen, der Kleine war zu geschwächt und auch er selbst war ziemlich müde geworden. Zudem war sein Fell schwer wegen dem Wasser und sein Rücken schmerzte von den vielen, harten Regentropfen, die ihn getroffen hatten.
Aber bald schon hatte er den Rand der verlassenen Stadt erreicht. Wo sich sein Lagerhaus befand, wusste Schatten genau. Schnell bog er in eine schmale Seitenstraße ein. Der Geruch anderer Katzen stieg ihm in die Nase, doch sie kümmerten ihn nicht. Auch die, die ihn Ansahen waren unwichtig.
Er funkelte sie kurz an, das Grün seiner Augen war unverkennbar und so erkannten sie ihn trotz des Aschemantels, der sich über sein kurzes, tiefschwarzes Fell gelegt hatte. Einige wendeten sich einfach von ihm ab, lauschten weiter den Worten einiger Katzen oder beschäftigten sich mit sich selbst. Andere staunten, weil sie nicht erwartet hätten, dass sie ihn wiedersehen würden. Nicht nachdem er in den brennenden Wald hineingerannt war. Dass er sogar jemanden gerettet hatte, verwunderte sie nur mehr.
Bald schon hatte er die Gasse hinter sich gelassen, lief fast geräuschlos auf das Lager zu und erkannte bekannte Gerüche, als er sich dem Haus näherte, Das nasse Gras unter seinen Pfoten kam ihm so beruhigend bekannt vor und auch mit den Gerüchen verband er nur Gutes. Dann trat er ein in das Lager, bog nach links ab und blieb in der zersplitterten Tür stehen. Auf der Kiste, auf der er immer geschlafen hatte, erkannte er einen kleinen, dunklen Schatten, der seinen Kopf hob und neugierig zu ihm hinüber blickte.


Schatten - Teil 12


Einen Augenblick lang war alles still. Weder Schatten, noch der kleine, dunkle Schatten bewegten sich, sogar der kleine Kater blieb stumm und erstickte sein Husten mit dem Schlaf, der ihn plötzlich überkam.
Dann aber setzte Schatten einen weiteren Schritt in den Raum, spürte den Blick der Katze über sich und das stille Zittern, das von seinem Bruder ausging und Schatten durch den ganzen Körper kroch, ihn ebenfalls vor Kälte zittern ließ. Langsam ging der Schwarze weiter, erreichte die Kiste, die über ihm hinauf ragte und hob die Vorderpfoten, stützte sich mit ihnen gegen die Kiste. So ragte er knapp über ihr hervor und konnte den Kleinen über den Rand schieben. Schatten selbst aber ging um die Kisten herum, kletterte niedrigere hinauf und gelangte so zu seinem Bruder.
Erschöpft ließ er sich auf der hölzernen Kiste nieder, als unerwartet die dunkelgraue Wolkendecke aufbrach und einen Streifen des silbrigen Mondlichts zu Boden schickte. Alles erstrahlte im nächtlichen Glanz, sogar der Wald, dessen Weite nur noch aus Asche und deren Seen bestand. Aber auch die namenlose Stadt, in der sich viele Katzen noch immer versuchten vor dem Unwetter in Sicherheit zu bringen, wurde von dem Licht erreicht, dessen Spiegelungen Schatten auf der Wand des Lagers sehen konnte, nachdem sie das Fensterglas durchdrangen hatten.
Schweigend betrachtete Schatten den Kleinen, dessen Fell eisig und nass war, wie Schattens eigenes. Doch Schatten merkte, dass es seinem Bruder nicht sonderlich gut ging. Er atmete viel zu schnell oder zu stockend, sein Körper erzitterte unter jedem Atemzug.
Dann aber hörte er die bekannte Stimme, die nur zu seiner Schwester gehören konnte.
„Du hast mich gefunden“, flüsterte sie leise und klang erleichtert. Ihr Geruch beruhigte Schatten und machte ihn schläfrig, aber noch blieb er wach. Langsam rückte die Kleine näher an ihn heran, drückte sich in sein schwarzes, triefend nasses Fell und schnurrte leise, wollte ihn beruhigen. Müde blickte er sie aus seinen grünen Augen heraus an, nickte dann dankend.
„Nein“, antwortete Schatten und war plötzlich über die Leise Stimme verwundert, die seine war. Fast konnte er sie selbst nicht hören, nahm sie nur kurz wahr, ehe sie in seinem Gedächtnis verschwand. „Du hast das Lager der Menschen gefunden, das ich als meinen Schlafplatz benutze“
Er spürte Kias stilles Nicken und dann, als sie sich fester an ihn drückte um ihn zu wärmen, erlosch das helle Mondlicht, als sich wieder eine der Wolken davor geschoben hatte. Dann drückte sie sich sanft fester gegen ihn und schlug dann spielerisch mit der Pfote auf sein schwarzes Fell. Kleine Wassertropfen flogen davon, trafen dann auch Kia und sie gab etwas von sich, was erst eine Art leiser Schrei und dann ein Kichern war.
„Aber“, begann sie dann mit leiser Stimme, als sie aufgehört hatte zu kichern und leckte ihm über das Fell, verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf, als sie den Aschegeschmack schmeckte. Sie hustete kurz, dann aber beruhigte sie sich wieder und sprach weiter: „Du hast unseren Bruder gefunden, Schatten“
Sie schloss die Augen und nun war es Schatten, der nickte. Schon streckte er die Pfote aus, wollte den kleinen Grauen zu sich hinüber ziehen, doch er war nicht mehr da. Verwirrt sah Schatten durch die Dunkelheit zu dem Platz hinüber, wo sein Bruder gelegen hatte. Doch nur eine kleine Wasserpfütze war übrig, kein Kätzchen. Nun hob auch Kia wieder ihren Kopf, als sie seine Verwirrung spürte und blickte zu ihm auf.
Leise flüsternd meldete sich die bekannte Stimme in Schattens Kopf, die ihm schon so vieles gesagt hatte, aber ihm auch noch mehr zu erzählen haben würde. Er wird bald zurück kommen, er ist nicht alleine.
Schatten nickte Kia sanft zu und legte dann seinen Kopf wieder auf die Pfoten, schloss erneut die grünen Augen und gähnte dann. Erst jetzt wurde ihm bewusst wie hungrig er war und dass er die Wärme, die von seiner Schwester ausging, genau jetzt brauchte, wo draußen ein Sturm wütete und auch innen nur Kälte war. Wieder spürte er wie Kia, die sich nun auch wieder hingelegt hatte, näher an ihn heran rückte und so sein nasses Fell fester gegen seinen Körper drückte. Er spürte wie das kalte Wasser auch über ihr Fell lief und dann wie sie zitterte wegen der plötzlichen Kälte auf ihrem warmen Körper. Sie rollte sich fröstelnd zusammen, gähnte ebenfalls leise.
Dann leckte er ihr kurz liebevoll über den Kopf, bemerkte noch nicht einmal, dass es nicht nach Asche schmeckte und auch nicht nach Rauch roch. Die Müdigkeit überkam ihn schleichend und der sanfte Schlaf überzeugte ihn von seiner Ruhe, die er so dringend benötigte. All die sorgenvollen Gedanken wichen aus seinem Kopf und er fühlte sich seltsam leer an.
Er ließ sich vom Schlaf überwältigen, freute sich über sein Erscheinen, das ihm so willkommen war. Nur noch Kias leiser Atem drang an sein Ohr, dann versank er in nächtlicher Schwärze, die wie sein Fell war und noch dunkler. Schon war er in der Schwärze verschwunden und dann glitt er in die andere Welt hinüber, die er nur im Schlaf erreichen konnte: Die Welt der Träume...

„Luna?“
Ich kannte diese Stimme, spitzte die Ohren und suchte nach dem leisen Sprecher, der sie genutzt hatte um den Wind nach mir zu fragen. Doch ich hörte nichts weiter, nur das Knistern, das von den undurchdringlichen Flammenwänden ausging und auf mich zu kam.
Sofort drehte ich mich um, kroch durch den schmalen Gang unter der Erde auf allen Vieren davon, suchte nach einem Ausgang. Es gab doch so viele, warum aber waren sie alle verschüttet? Und wo war er? Wo war er denn nur?
Wieder hörte ich etwas, es klang wie ein leises Wimmern, das ganz nah zu sein schien, dann erstarrte ich, als ein schriller Schrei an meine Ohren stieß und ich diese sofort ängstlich anlegte. Ein eisiger Schauer lief über meinen Rücken, bis hin zu meiner Schwanzspitze und verebbte dann, während ich noch immer wegen diesem zitterte.
Plötzlich kam ein weiteres Geräusch, ein lautes Krachen, das nur von einem fallenden Baum kommen konnte. Der Schrei verstummte sofort und ich hörte Schritte, die sich entfernten, dann kamen sie zurück, langsamer. Wieder erklang hinter mir das Flüstern einer Stimme, das eigentlich ein Rufen nach mir war, aber nicht so ankam.
Dann erst löste ich mich aus meiner Erstarrung, schüttelte mich kurz und lief weiter, kroch schon eher. Der Tunnel war eng und mein Fell wurde durch den Dreck, der sich auf diesem sammelte, schwerer. Ich wusste genau wie es aussah, hatte es oft angesehen im Fluss, als dieser noch nicht ausgetrocknet war. Mein Fell war ein helles Grau, auf dem sich wie Rauch dunkelgraue Zeichnungen befanden, die mit schwarzen Linien umgeben waren. Nur einer meiner Brüder interessierte sich dafür, saß lange in meiner Nähe wenn ich sie selbst ansah und betrachtete sie neugierig. Er erkannte Muster darin, die mir niemals aufgefallen wären und schnurrte immer fröhlich, wenn er ein Neues ‚entschlüsselt‘ hatte.
Mein rechtes Hinterbein verfing sich in den Wurzeln des Baumes, unter dem ich mich befand und ich fiel der Länge nach hin, nur meine Vorderpfoten, auf denen mein Bruder nur Schwärze sah, erreichten die Lichtung fast, die ich vor mir sehen konnte. Ich hatte einen Ausgang gefunden, aber ich würde nicht raus kommen. Würde die Freiheit nicht wieder spüren.
Ein dunkler Schatten trat in mein Blickfeld. Mit sich trug er meine Mutter, die ich an ihrem dunkelgrauen Fell erkannte. Noch atmete sie, ganz schwach nur. Ich sah das, spürte es. Sanft ließ er sie zu Boden gleiten und ihr Herz verstummte. Sofort zuckte ich zusammen, spürte einen stechenden Schmerz in meiner Brust und war wieder unfähig mich zu bewegen, war erneut wie erstarrt. Mein Herz hatte es mir erzählt: Meine Mutter war gestorben.
Auch der Schatten bemerkte, dass sie verloren war und seine Beine gaben unter seinem Gewicht nach. Er sackte zusammen, vergrub sein Gesicht im dunklen Fell meiner Mutter und schien nun auch um sie zu trauern, weil er es nicht geschafft hatte ihr zu helfen. Sie würde nun für alle Zeit verloren sein und ich sah, wie ein helles Licht von ihrem Körper aufstieg, wie Rauch von einem Feuer.
Dann ließ auch ich meiner Trauer freien Lauf, vergoss unsichtbare Tränen über den Tod meiner Mutter. Ein Wimmern riss mich aus meinen traurigen Gedanken und ich hob den Kopf, sah mich um. Es kam eindeutig von draußen. Ich wollte hier raus! Wollte helfen, wo ich helfen musste, doch ich war gefangen. Gefangen in einer Höhle unter der Erde, die unter einem Baum war, dessen Wurzeln mich nicht freigeben wollten. Plötzlich kam mir dieser Baum, den ich schon immer unglaublich geliebt hatte, einfach nur schlecht vor, wie etwas Böses, das nie jemandem helfen wollte.
Der Kater hob nun ebenfalls den Kopf, drehte sich in meine Richtung und ich dachte schon, er hätte mich gesehen. Doch seine Augen, die genau dasselbe Grün wie die meiner Mutter besaßen, blickten an mir vorbei, zu dem Wimmern hinüber.
Erneut schob sich der Drang nach draußen zu kommen vor alles und ich begann verzweifelt zu kämpfen, wollte, dass er mich auch bemerkte und mir half. Aber ich war nicht stark genug, war noch immer eingeklemmt zwischen Boden und Wurzeln. Dann gab ich auf, sank zurück auf meinen Platz.
Mit vorsichtigen Schritten ging er auf das Wimmern zu und dann entdeckte ich meine Schwester, die von unserer Mutter Kia genannt wurde. Langsam kam sie näher und der Kater nickte nur kurz. Dann sackte auch sie in sich zusammen, fiel einfach um wie eine Höhle im Sand, die nicht gut gebaut worden war, und die zusammenfiel, wenn man sie an der dünnsten Stelle berührte.
Wieder war der Kater da, hob meine Schwester ganz sanft auf und trug sie schweigend davon, verschwand mit schnellen Schritten aus meinem Sichtfeld.
Da war er schon wieder: Der Drang weg zu kommen, der einfach nicht locker ließ. Er wurde stärker, aber noch immer konnte ich mich nicht bewegen. Dann spürte ich etwas an meinem Bein, es berührte mich ganz sachte und ich stolperte vornüber aus der Höhle hinaus: Ins Freie, aber auch in die Ungewissheit und den Tod, den die Flammen verbreiteten und den sie auch versuchen würden mir aufzuzwingen.
Dann drehte ich mich um, entdeckte meinen Bruder, der etwas älter und auch größer war als ich. Er kletterte hinter mir aus der Höhle und so wusste ich, wer mich befreit hatte.
Schwer hing der Rauch in der Luft, legte sich über alles wie ein dichtes Tuch, durch das nicht einmal die Luft dringen konnte. Der Boden dagegen war bedeckt mit Asche, die sich unter meinen Pfoten heiß und gleichzeitig auf seltsame Weise weich anfühlte. Angst lag in der Luft. Ich konnte sie hören, sie sehen, sie riechen und sie ging auf mich über, machte es unmöglich ruhig zu bleiben. Mein Blick fiel auf meine Mutter und ich schluchzte leise, dann aber riss ich mich von diesem Anblick los und drehte mich zu meinem Bruder um.

„Luna“, murmelte er erneut und hustete dann kurz, bevor er langsam näher kam. Ich blickte ihn an, fühlte mich seltsam verwirrt. Sein Fell war wie meines mit Dreck und auch schon leicht mit Asche bedeckt. Aber ich kannte die Farbe darunter: Das Rot, das darunter leuchtete wie der Sonnenuntergang kurz vor Einbruch der Nacht. Die Brust war heller, fast schon weiß, genau wie die Spitzen der Ohren, die zu seinem Erkennungszeichen bei Nacht geworden waren, weil man sie fast immer erkennen konnte. Zu den Pfoten hin wurde das Rot langsam dunkler, auch das konnte ich meiner Erinnerung entnehmen.
Er sah auch mich an und stupste dann mit seiner Nase sanft gegen meine. Ich schüttelte den Kopf und kam erst jetzt wieder richtig zu mir. Dann drehte ich mich um, blickte in die Richtung in die der Schatten verschwunden war.

„Nicht träumen“, flüsterte mein Bruder.
„Ich denke nach“, gab ich leise zurück, dann wendete ich mich wieder meinem Bruder zu, sah ihn eindringlich an und wies mit dem Kopf in die Richtung, in die ich geblickt hatte.
„Caru, wir müssen gehen“
„Aber wohin denn? Was ist mit unseren Geschwistern?“
Von unserer Mutter sprach er nicht, er konnte selbst sehen was mit ihr geschehen war.
„Kia wurde gerettet von einem Schatten und unser Bruder... ich weiß nicht wo er ist“
Caru stellte sich neben mich, nickte dann und wies mit seiner rötlichen Pfote nach vorn, dahin wo ich hin wollte. Ich nickte und lief dann einfach los. In der Luft suchte ich mit der Nase nach Kias Geruch, oder nach dem des Schattens. Aber ich fand nicht einmal den des Bodens, der sich doch direkt unter mir befand. Also überlagerte der Rauch alles und ließ mich nichts riechen und auch alle Geräusche wurden übertönt: Vom Knistern des Feuers. Dann blieb ich stehen, sah mich ängstlich nach Caru um und wartete bis er sich neben mich stellte.
Das Feuer kam schleichend näher, trieb uns zusammen und kreiste uns mit seinen Flammen ein. Wir stießen zusammen und ich fiel, er legte sich neben mich. Ein roter Fleck schimmerte auf seinem Fell, dort, wo der Dreck ein Stück für das Fell freigegeben hatte.
Ich sah es an, spürte die Wärme des Feuers näher rücken, diese Wärme, die ich immer gespürt hatte wenn ich sein Fell ansah. Daher hatte er seinen Spitznamen ‚Flämmchen‘ oder ‚Feuerchen‘ bekommen. Mein eigenes Fell konnte ich in seinen hellgrünen Augen sehen, wo es gespiegelt wurde.
Er betrachtete ein Zeichen auf meinem Fell, das ich sofort erkannte: Es war die kleine Flamme auf meiner Flanke, die höher loderte und von der sanfter Rauch aufstieg. All das, was er schon immer auf meinem Fell gesehen hatte, schien in dem unwirklichen lodernden Feuerschein wie lebendig zu werden.
Jetzt erst erkannte ich die Bedeutung dieser Zeichen, die mich schon mein ganzes Leben lang begleiteten. Ich erkannte Zeichen, die ich davor nie erkannt hatte. Kleine Kätzchen, die auf meinem Fell spielten. Bäume, die ich schon einmal erkannt hatte. Doch nun erkannte ich mein Schicksal darin, mein ganzes Leben, alles was mir passiert ist und auch das, was genau jetzt passieren würde: Das Feuer würde mich verschlingen, für immer.

„Caru...“, wimmerte ich ängstlich und drückte mich fester an mich.
„Ja?“
„Werden wir sterben?“
Ich wusste nicht warum ich fragte, immerhin war es mir schon klar. Caru antwortete auch nicht, sondern drückte mich nur ebenfalls zitternd fester an mich.
Nun seufzte ich, schloss meine blau-grünen Augen und versuchte mein Zittern zu unterdrücken. Wenigstens war ich nicht allein und genau das tröstete mich etwas. Die schwere Hitze kam näher und ich spürte, wie Funken mein Fell trafen und verbrannten. Dann kam auch wieder der Rauch näher, der sich schmerzlich fest in meine Lungen zwang.
Schon begann ich zu husten und dann auch Caru. Wir versuchten den Rauch wieder aus unseren Lungen zu würgen, doch nichts half uns. Carus Zittern hörte auf, ich stieß ihn an, doch er bewegte sich nicht mehr. Von Trauer überwältigt erhob ich mich, wollte wegrennen, doch ich fiel wieder und spürte dann wie sich die heißen Flammen über mich beugten.
Wie riesige Tiere, dachte ich ängstlich und hustete, drückte mich wieder fester gegen meinen verlorenen Bruder und kniff die Augen fester zusammen. Plötzlich stießen die Flammen vor, schnappten nach mir und nach Caru.



Schatten - Teil 13


Die grünen Augen, die zu Schatten gehörten, öffneten sich wieder. Langsam nur, als koste es ihn viel Kraft, als wäre es unmöglich zu schaffen. Der Traum hatte ihn verwirrt und ihm so seinen Schlaf fast genommen, wodurch sich Schatten noch immer müde fühlte und am liebsten wieder schlafen würde, aber die Verwirrung stellte zu viele Fragen.
War der Traum das, wofür er ihn hielt? Hatte er wirklich von zwei seiner Geschwister geträumt, die er niemals kennen gelernt hatte und hatte er ihr Schicksal verfolgt, bis ihr Leben geendet hatte? Oder spielten ihm seine Gedanken nur Streiche?
Vorsichtig und leicht besorgt ließ er seinen Blick zu Kia hinüber gleiten. Erleichtert stellte er fest, dass sie schlief. Dabei kuschelte sie sich eng in sein dunkles Fell und ließ ihr Gesicht darin fast vollkommen verschwinden. Sanft blickte er sie an und einen Augenblick lang dachte er an das Glück, dass er und seine Geschwister bis jetzt gehabt hatten. Aber er wusste, dass Glück verschwinden konnte, dass es sich nur dann zeigte, wenn man es sich auch verdiente. Schatten glaubte, dass er nie wieder Glück haben würde, weil er schon so viel genommen hatte und es nicht wieder zurück geben könnte. Andere brauchten doch auch dringender Glück als er, oder irrte er sich da?
Er seufzte ganz leise, als er sich nun von seinen Gedanken löste und dann den Blick von seiner Schwester abwand. Somit sah er nach vorne zu der Tür, die schon seit langer Zeit nicht mehr so genannt werden konnte, für die es aber auch kein anderes Wort gab. Wieder war ein kleines Stückchen Holz hinunter gefallen und lag nun zwischen den anderen, als würde es nicht verstehen wie es dorthin kam.
Schweigend leckte Schatten über eine seiner schwarzen Pfoten, wartete darauf, dass der schreckliche Geschmack von Asche und Rauch, der ihn so sehr an Feuer erinnerte, endlich verschwinden würde. Doch das würde noch lange Zeit dauern und so beschloss er, dass es Zeit war zur Jagd aufzubrechen, den Geschmack endlich zu vergessen.
Langsam, und darauf bedacht Kia nicht zu wecken, setzte er sich auf und sah sich erst noch einmal um. Erst jetzt fiel ihm wieder auf, dass sein Bruder fehlte und ein leichtes Flackern von Sorge und Panik legte sich über seine Müdigkeit, während er sich nach dem kleinen Grauen umsah. Dann aber hörte er wieder die leisen Worte, die ihm die Stimme in seinen Gedanken zugeflüstert hatte, bevor er eingeschlafen war: Er wird bald zurück kommen, er ist nicht alleine.
Eine weitere Frage kam ihm in den Sinn und er stand auf, wollte schon jemanden suchen gehen, denn er fragen konnte, als ihm einfiel, dass es eigentlich niemanden dafür gab. Schweigend trat er an den Rand der Kiste vor, dachte wieder an seinen Beschluss jagen zu gehen und drehte sich nur noch einmal nach Kia um, die sich im Schlaf zusammen gerollt hatte und leise, zusammenhanglose Worte murmelte.
Eine Art leichtes Lächeln huschte durch Schattens Gesicht und dann blickte er wieder zum Flur hinüber, stieß sich von der Kiste ab und glitt einen Moment in seinem Sprung durch die Luft, dann wurde er zurück auf den Boden geholt und landete leise, blieb aber noch einmal stehen. Er spitzte die Ohren, lauschte Kias leisen Worten und bemerkte dann zufrieden, dass sie nicht aufgewacht war und noch schlief. Vielleicht konnte er sie mit der frischen Beute überraschen. Hunger hatte sie doch bestimmt und bald würde auch der kleine Graue wieder auftauchen und etwas zu Essen konnte auch er sicher vertragen.
Wieder fragte sich Schatten wo der Kleine sein könnte, wollte ihn dann aber doch nicht suchen und ließ sich von seinem Hunger aus dem Lagerraum und aus dem Haus ziehen. Es war noch immer Dunkel, Nacht. Aber der Regen hatte nachgelassen. Dennoch war noch das leise Plätschern zu hören, dass von den kleinen Tropfen stammte, die in seichte Pfützen fielen und damit die klare, glatte Fläche für einige Momente in Bewegung versetzte. Dann aber kehrte wieder Ruhe in das Wasser ein, der Friede schien wieder perfekt, unzerstörbar. Jedenfalls bis der nächste Tropfen fiel um die Ruhe zu zerstören, oder auch nur um auch dazu zu gehören und nicht alleine irgendwo zu hängen, wo es keine Ansammlungen von Wasser gab, keiner, der gleich war. Möglicherweise war der Tropfen einfach einsam, sehnte sich nach Gesellschaft und wollte zu Seinesgleichen gelangen. Das tat er dann auf seine eigene Art: Er ließ sich fallen und hoffte, dass sich das Wasser wieder beruhigen würde und ihn aufnahm. Sicher war es ein großes Opfer, wenn ein kleiner Wassertropfen seinen hohen Platz aufgab um bei den anderen zu sein.
Schatten ließ diese Gedanken an sich vorbei ziehen und sobald das Wasser sich wieder beruhigt hatte, hatte er sie vergessen. Sie waren mit dem Wasser davon geschwemmt worden, so wie der Regen Pflanzen tränkte und ihnen so half wieder zu neuem Leben zu gelangen.
Seine Schritte führten ihn durch die namenlose Stadt, vorbei an Katzen, die nach Nahrung suchten und dabei die schützende Heimat nicht verlassen wollten. Aber es gab nicht mehr viele Mäuse in der Stadt, weil die meisten Katzen die Mäuse ihrer Häuser alle gefangen hatten, bevor sich die Gruppe erholt hatte und es wieder mehr Mäuse geworden waren. Auch Schatten hatte am Anfang ähnlich gehandelt: Er war von Haus zu Haus geschlichen und hatte gefangen, was er gefunden hatte. Ob das Haus einer anderen Katze ‚gehörte‘ war ihm dabei meist unwichtig gewesen. Dennoch hatte er viele Nager am Leben gelassen und ihnen so die Chance gegeben ihre Gruppen wieder zu vergrößern.
Viele andere Beutesucher taten das nicht. Sie schnappten was es gab, töteten selbst die wehrlosen Neugeborenen der Mäuse, die nicht einmal das Glück gehabt hatten die Welt zu sehen. Dann zogen die Jäger weiter in der Hoffnung, dass in einigen Tagen wieder Mäuse dort leben würden. Aber auch Mäuse konnten denken, glaubte Schatten, denn sie kamen meist nicht zurück. So lebten auch in Schattens Lager nur wenige Mäuse, die Schatten nur als Familie kannte. Sie kümmerten sich umeinander und er ließ sie leben, weil sie ihn in dem Haus wohnen ließen, indem sie schon lange vor ihm gelebt hatten.
Eine der Mäuse hatte auch früher einmal mit ihm gesprochen. Sie war sehr mutig gewesen, hatte aber Angst, dass der junge Kater sein könnte wie der Kater, der vor ihm in den Räumen gelebt hatte. Schatten aber hatte ihn gehen lassen und versprochen ihn nicht zu töten – auch seine Familie nicht. Nie würde er sie grundlos töten.
Leichte Beute zu fangen war etwas für die, die noch nicht jagen können und es erst noch erlernen müssen oder die, die zu feige waren ihr Können bei einer richtigen Jagd in der Dunkelheit des Waldes zu beweisen. Einige von ihnen hatten Angst vor dem Wald, das war Schatten unbegreiflich. Bis auf einige größere Jäger zu denen auch Füchse gehörten, war der Wald ein sicherer Ort an dem Katzen gute Beute fanden.
Die Stadtmäuse waren um einiges schwächer und meist nicht sehr schnell, weil sie es nicht gewohnt waren weit und vor allem schnell zu laufen und zu fliehen. Für ihre Nahrung gingen sie nicht weit: Sie nahmen die Dinge, die die Menschen zurückgelassen hatten und fraßen davon, was sie konnten. Meist lagerten sie die restliche ‚Beute‘ in einem ihrer vielen Tunnel für den Winter ein und nahmen es sich dann wieder aus der Nähe ohne viel suchen zu müssen.
Genau genommen waren Stadtmäuse schon eine gute Beute, die leicht zu bekommen war, sich aber meist erst nach sehr langer Zeit wieder bei den alten Jagdplätzen der Katzen blicken ließ. Dagegen waren Waldmäuse doch besser: Sie lebten in großer Zahl fast überall im Wald und waren nicht so einfach zu bekommen. Es war anstrengend sie zu fangen, man musste ihnen lange nachschleichen oder auch mal hinterher jagen, wenn sie den Jäger entdeckt hatte und genau das schätzte Schatten an der Jagd im Wald: Sie machte stärker und gleichzeitig auch satt.
Er würde niemals wie ein Hauskätzchen leben können, das einfach liegen bleibt und darauf wartet, dass ein Mensch es füttert, oder wie eine der faulen Katzen in der namenlosen Stadt, die einfach nur herumlagen und auf ihr Futter warteten. Die Mäuse liefen einem an manchen Ecken vor der Nase herum, aber was brachte das, wenn man zu dick sein würde um sie zu fangen?
Nun schüttelte Schatten auch diese Gedanken ab und versuchte sich wieder auf die Jagd zu konzentrieren. Sein Blick glitt über die Grasebene zwischen den Wäldern zum hohen Wald hinüber. Dieser Wald hatte ihm schon viel Beute gegeben. Aber bald würde der Winter kommen und es würde weniger Beute geben. Die, die dann noch da war, würde sich verstecken und wäre so schwerer zu fangen. Die meisten Vögel zogen auch schon seit einiger Zeit in den Süden und die Mäuse versteckten sich in ihren Tunnelsystemen um den kalten Wind nicht spüren zu müssen.
Schatten merkte, dass es kälter wurde während er schneller lief. Er mochte den Winter nicht, es war viel zu kalt und er viel zu auffällig. Selbst wenn er sich in frisch gefallenem Schnee wälzen würde, bis er ganz weiß wäre, wäre der Schnee wieder geschmolzen bevor er auch nur eine Maus gefangen hatte.
Aber nun war er auf der Jagd. Er hatte den Wald schon erreicht uns sah sich erst um. Der Wald schien noch genauso zu sein, wie er es immer gewesen war, doch die ungewöhnliche Stille, die sich nach jedem langen Regen in der Nacht über den Wald legte, gefiel Schatten nicht. Sie machte ihn auffällig.
Schleichend bewegte er sich vorwärts. Den Kopf gesenkt, die Augen auf den Boden gerichtet und die Ohren aufmerksam aufgestellt, während er versuchte jede Bewegung zu spüren, jeden Geruch aufzunehmen und jedes Geräusch zu hören, das ihm in der Stille begegnete. Er wusste, dass es nicht richtig war sich so auf den Boden zu konzentrieren, aber er wollte keinen Vogel fangen. Nicht jetzt, bei Nacht. Es erschien Schatten falsch, weil die meisten Vögel in ihren Nestern schliefen. Den Baum hinaufzuklettern wäre nicht schwer und dann müsste er nur leise genug sein und die Vögel mit einem schnellen Biss töten. Würde all das fast vollkommen geräuschlos geschehen, hätte er bald mehrere Vögel getötet und nicht ein anderes Tier hätte etwas gemerkt.
Nein, es war nicht richtig und Nachtvögel zu jagen war dagegen fast zu schwierig in der Nacht. Denn Schatten kannte nur die Eulen, die ihn sahen, ihn hörten und ihn meist auch verfolgten ohne, dass er sie bemerkte. Sie waren so leise, dass er sie nicht kommen hören würde und wenn er eines ihrer Jungen, die aber vor dem Winter schon erwachsen waren, töten würde, dann würden sie ihn dafür töten, dass wusste er.
Aber er musste überleben. Für seine Geschwister. Musste sie beschützen, solange er konnte...
Plötzlich erregte eine schnelle Bewegung seine Aufmerksamkeit und er drehte langsam den Kopf in die Richtung aus der sie gekommen war. Schweigend betrachtete er die kleine braune Maus, die mit dem Rücken zu ihm vor ihm saß und genüsslich an einer Eichel, die ein unvorsichtiges Eichhörnchen nicht tief genug vergraben hatte.
Schatte kauerte sich schon sprungbereit hin, wartete aber noch einen Moment und sprang dann. Die Tasthaare der Maus zitterten schnell, sie quiekte erschrocken auf, schnappte die Eichel mit den Zähnen und rannte los, versuchte Schatten zu entkommen.
Der junge Kater war darauf vorbereitet. Noch bevor er wirklich stehen bleiben konnte nach seinem Sprung, rannte er weiter, stürzte fast, fing sich wieder und verfolgte die noch frische Fährte der Maus. Es dauerte nicht lange und er sah sie wieder. Sie schien schon eine etwas ältere Maus zu sein, die sich bald schon wieder in Sicherheit glaubte und sich auf einen kleinen, flachen Stein setzte um die Eichel weiter zu bearbeiten. Schatten näherte sich schleichend dem braunen Tier und verharrte dann hinter einem niedrigen Busch, während er die Maus noch einmal beobachtete. Aus einem schmalen Tunnel, der scheinbar direkt unter dem Stein verlief, kam eine kleinere Maus hervor und sah die Größere neugierig an. Diese nagte noch immer an der Eichel, als sich nach und nach mehr Mäuse bei der Kleineren einfanden. Gemeinsam beobachteten sie die braune Maus, schienen auf etwas zu warten und langsam wurde auch Schatten neugierig, wollte herausfinden worauf die Mäuse warten könnten. Er verglich die kleinen Fellbündel immer mehr mit Katzen, fand auch einige Gemeinsamkeiten und ertappte sich dann dabei, wie er versuchte den Nagern Namen zu geben.
Nein, sagte er in Gedanken zu sich selbst. Sie sind Beute, die zum Jagen da ist. Wenn ich ihnen Namen gebe, kann ich sie nicht mehr töten. Das weiß ich doch.
Dennoch verharrte er noch einen Moment schweigend, zögerte und bemerkte dabei die leichte Zuneigung, die er der Gruppe nun entgegenbrachte. So konnte es nicht weiter gehen. Er brauchte Nahrung, er müsste sie fangen. Ganz leicht schüttelte er den Kopf und alle Gedanken ab um nun wieder ganz bei der Jagd zu sein.
Dann gab er seine Deckung auf, sprang einfach über den Busch und stürzte sich auf die Menge. Seine Krallen waren ausgefahren, er wollte nicht erst mit seiner Beute spielen, wie es andere Katzen taten – er manchmal auch. Wahllos schnappte er zu, hörte das erschrockene Quieken, als die Menge auseinander stob und versuchte zu flüchten. Schatten hatte schon einige Mäuse gefangen, als die Braune mit einigen der letzten Mäuse in den Tunneln verschwand. Ob die anderen wussten, dass diese Maus ihn hergeführt hatte?
Er hob seine Beute auf und drehte sich um. Dabei fiel sein Blick auf den Stein, auf dem die Maus gesessen hatte und er entdeckte die Eichel, die in der Panik verloren ging. Langsam senkte er den Kopf und betrachtete das braune Etwas, mit dem er nicht viel anfangen konnte. Plötzlich kletterte eine kleine, gräuliche Maus aus dem Tunnel, dann auf den Stein und lief mutig an ihm vorbei und schnappte sich die Eichel mit den Zähnen. Schatten hätte die kleine, mutige Maus nun töten können. Nur ein Schlag seiner schwarzen Pfote und das Nagetier wäre gestürzt, er hätte die Krallen ausgefahren und das kleine Tier getötet. Aber es war noch ein Junges und Schatten wollte es nicht verletzen. Es reichte doch, wenn er die Erwachsenen nahm, die Älteren, die vielleicht Eltern waren. Die Jüngeren würde das schmerzen, aber sie würden weiter leben und eine neue Generation von Mäusen zum Leben erwecken. Das war schon immer so.
Also nahm Schatten seine Beute und hob den Kopf wieder, ließ die kleine, zitternde Maus da, wo sie war und ging dann weiter. Die Maus blickte ihm nach, dann aber verschwand sie mit der Eichel im Tunnel aus Angst er würde wieder kommen, oder schlimmer: Ein anderer Jäger würde sie entdecken.
Schatten schmeckte Blut. Blut von Mäusen, die nicht schnell genug gewesen waren um ihm zu entkommen. War er falsch vorgegangen, indem er sie so überrascht hatte? War er jetzt nicht genauso wie die Katzen in der Stadt, die nahmen was nicht so schnell war?
Nein, hörte er die Stimme in seinen Gedanken sanft sprechen. Du hast genommen, was du brauchst und die Stärkeren dort gelassen, wo man sie braucht.
Er nickte verstehend und verschwendete keinen Gedanken mehr an andere Katzen, die andere Mäuse fingen. Dann schob er sich an einem Baum vorbei auf die freie Grasebene zwischen dem hohen Wald und dem Ort, wo sich der tiefe Wald befunden hatte, der nun nur noch aus Asche bestand. Der Baum, zu dem er Kia gebracht hatte, stand groß und stark mitten auf der Ebene, zwischen den Fronten als würden die Wälder einen stillen Krieg führen, den nun der hohe Wald durch Menschen gewonnen hatte. Zum ersten Mal fragte er sich wer überhaupt auf Kia aufgepasst hatte, dann aber entdeckte er schon das Lagerhaus am Rand der namenlosen Stadt und lief wieder schneller, während es am Himmel schon zu dämmern begann, weil der Morgen anbrechen wollte. Jetzt würde er Kia wieder sehen, ihr endlich etwas zu essen geben können und bald würde sie wieder stärker werden, die kargen Zeiten im tiefen Wald, wo es nicht viel Beute gegeben hatte, würden an ihr vorbeiziehen und dann würde sie selbst bald jagen lernen können. Auch seinem Bruder würde Schatten das zeigen und ihn beschützen, wie er auch Kia beschützen würde. Beiden würde er helfen, wenn sie seine Hilfe brauchten. Er erreichte das Lager und seine Gedanken lösten sich auf, als er es betrat...

19Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte Mo Mai 31, 2010 7:27 pm

Gast


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Schatten - Teil 14


Zuerst entdeckte er Kia, die zusammen gerollt auf der hohen Holzkiste lag. Sie schien sich nicht wirklich bewegt zu haben, lag einfach genau dort wo sie auch gelegen hatte als er losgegangen war. Doch es schien so, als wollte sie nicht aufstehen sondern einfach nur da liegen bleiben. Schweigend sah sie ihn an, dann gähnte sie verschlafen und streckte die Pfoten von sich. Erst danach stand sie auf, streckte sich noch einmal und schüttelte kurz ihr helles, gemustertes Fell, das im schwachen Licht der Morgendämmerung wie Silber wirkte auf das man Muster gemalt hatte.
Einen Moment lang glaubte Schatten, dass sie ihn nicht bemerkt hatte, als wäre er für sie einfach nur einer der dunklen Schatten, die sich in dem Haus befanden. Wieder wurde ihm bewusst, warum seine Mutter ihn so und nicht anders genannt hatte...
Sie blickte auch nicht mehr in seine Richtung und ging einfach ein Stück über die alte Holzkiste und blieb dann stehen. Schatten selbst stutzte nun, zögerte einen Augenblick und trat dann doch wieder einen Schritt näher um sich von dem zu überzeugen, dass er dort sah oder zumindest glaubte zu sehen. Verwirrt blickte er Kia nach, wie sie nun etwas abseits des Randes der Kiste stand und kurz wartete. Dann hob sie eine ihrer Pfoten, ließ sie wieder fallen, zögerte einen Augenblick...
„Wach auf“, rief sie dann fröhlich und wirkte nicht mehr, als wäre sie müde. Sanft stieß sie den kleinen, grauen Kater, ihren Bruder, an und drehte sich dann einfach um. Dann setzte sie sich wieder dorthin, wo sie zuvor gelegen hatte und blickte zu dem Kater hinüber.
„Kowu, Schatten ist da... er hat was zu essen mitgebracht!“
Der Kleine gähnte nun auch leise, drehte sich dann aber nur einfach einmal herum Schatten erhaschte einen kurzen Blick auf den helleren Bauch und die Wunde, die der Dornenbusch dort zurückgelassen hatte. Sie wirkte sauberer und Schatten fiel auf, dass sein Bruder insgesamt so aussah, als hätte er sich geputzt. Oder jemand anderes hatte das für ihn übernommen...
Nun wanderte der Blick von Kias hellblauen Augen zu Schatten hinüber, langsam. Sie wirkte aber auch ungeduldig und er merkte, dass sie etwas essen wollte. Einen Moment sah sie ihn einfach nur an, dann wand sie den Bick wieder ab, wartete. Noch immer regte sich der Graue, den Kia mit Kowu angesprochen hatte, nicht. So sah sie noch einmal zu ihm hinüber, rief ihn kurz und blickte Schatten wieder an.
Dieser kam nun näher, sprang an der Kiste hoch und hielt sich mit den Krallen an deren Rand fest. Dann zog er sich nach oben und ließ sich neben Kia nieder. Die Mäuse, die er bis zu diesem Augenblick mit sich herum getragen hatte, legte er nun vor sich auf den Boden und blickte seinen Bruder an, der sich nun doch langsam aufsetzte und gähnte.
„Wie lange ist er schon hier?“, fragte Schatten seine Schwester leise und drehte den Kopf wieder in ihre Richtung um sie ansehen zu können. Ihr Fell war ein wenig zerzaust, aber sie sah unbeschadet aus, als wäre sie niemals fast von einem Feuer verschlungen worden. Er legte den Kopf leicht schief, betrachtete sie genau und nickte dann stumm für sich, war aber zufrieden, weil er keine Verletzungen fand.
Sie blickte ihn nicht an, dennoch erkannte er eine leichte Verwirrung, die sich nicht nur in ihrem Blick sondern auch in ihren Worten und der kurzen Bewegung, die sie machte, wiederspiegelte. Sie schüttelte nur den Kopf.
„Er war nie weg“, antwortete Kia leise und sah ihren großen Bruder nun doch an. Die Verwirrung sah er noch immer, aber auch ein Gefühl von Unverständnis erwachte in ihm bei diesem Anblick. „Er war da, als ich eingeschlafen bin und er war auch da, als ich aufgewacht bin. Genau wie du, Schatten“
Schatten fiel ein, dass seine Schwester noch vor ihm eingeschlafen war und das er selbst das Verschwinden Kowus erst bemerkte, als er selbst fast schlief. Sie konnte also nicht bemerkt haben wie er verschwand und wieder auftauchte.
Also nickte er und sah noch einmal zu seinem Bruder hinüber, der noch immer halb schlafend auf der Kiste saß und einfach nur auf den Boden starrte. Er schwankte leicht, schien noch sehr schwach zu sein. Hatte er nicht genug geschlafen? Kia schien das anders zu sehen.
„Kowu, jetzt komm her, es gibt doch was zu essen!“, rief sie ihm zu, obwohl er nicht sehr weit entfernt von ihr war. Langsam stand er nun doch auf, zögerte aber. Dann sah er Kias ungeduldigen Blick und ging dann langsam los. Seine ersten Schritte wirkten unbeholfen und er taumelte auch leicht. So schwach hatte Schatten ihn nicht in Erinnerung. Aber er sah auch ein, dass es nicht auf die Stärke ankam. Immerhin hatte Kowu die Gefahr überlebt ohne das er unglaublich stark war.
Dann hatte er es zu Kia hinüber geschafft, ließ sich neben ihr auf die Kiste fallen und Schatten härte seinen schweren Atem, als wären diese wenigen Schritte eine schwere Arbeit für ihn gewesen. Es ging ihm wirklich noch nicht gut, er war noch zu schwach. Doch Kia leckte ihm dennoch zufrieden über die Stirn. Fast so, als wollte sie ihm sagen: ‚Das hast du gut gemacht‘. Dann blickte sie Schatten lange an und danach die Mäuse, die fast alle grau oder braun waren. Eine hatte sogar beide Farben. Genau diese nahm sich Kia nun auch und legte sie schweigend vor Kowu auf den Boden. Dieser sah Kia verwirrt an, dann aber begriff er und nahm die Nahrung erfreut an.
Auch Kia, die sich dann eine zweite Maus nahm und vor sich selbst legte, wirkte so, als hätte sie lange keine Maus mehr gesehen oder gefressen. Zögernd biss sie schließlich hinein, schien einen Moment lang nachzudenken und kaute dann langsam und sehr nachdenklich. Es dauerte einen weiteren Moment, bis sie die Maus endlich wie Nahrung ansah und diese zu genießen schien.
„Was ist?“, fragte Schatten dann und schob sich eine graue Maus mit der schwarzen Pfote näher heran um sie dann bald selbst zu essen. „Habt ihr etwa noch nie Mäuse gesehen?“
„Doch schon...“, antwortete Kia leise. „Aber wir haben noch nicht oft Mäuse gegessen. Mama konnte keine im Wald finden, wir haben nicht viel zu essen gehabt“
Ihr Blick wurde traurig und Schatten sah sie verstehend an, leckte ihr nun über das helle Fell und schnurrte dann leise. Er wollte sie trösten, ihr etwas geben, woran sie ihre Trauer vergessen könnte. „Im anderen Wald gibt es mehr Beute“, erklärte er und Kia spitzte die Ohren, sah ihn aufmerksam an. „Ich werde euch das Jagen beibringen wenn ihr wollt“
Kias Augen begannen zu leuchten und sie freute sich sichtlich. Auch Kowu, der in diesem Moment in seine Maus gebissen hatte, sah auf und wirkte wieder richtig glücklich. Kurz tauschten sie einen Blick, schienen sich so zu beraten, dann nickten Beide eifrig.
„Heute Nacht...“, erklärte Schatten und freute sich über die Freude seiner Geschwister. „...werden wir aufbrechen. Ihr solltet noch etwas schlafen, ihr seht müde aus...“ Kurz warf er Kowu einen besorgten Blick zu. „... vor allem du, Kowu“
Er stieß seinen kleinen Bruder ganz sanft mit der Pfote an und schob den Beiden zwei weitere Mäuse hin. In der Zwischenzeit setzte sich Kowu, der mehr gelegen als gesessen hatte, richtig auf und nahm die Maus dankend an.
Schatten hatte wohl doch nicht so viele Mäuse gefangen und so bekamen aber seine kleinen Geschwister mehr als er selbst, da sie um einiges schwächer und auch dünner waren, als er selbst. In der Nacht würden sie ihn zum ersten Mal begleiten, aber selbst jagen würden sie wahrscheinlich noch nicht. Zuerst sollten sie lernen was sie jagen konnten und wo sie das finden konnten. Auch die richtige Jagdtechnik für die gewählte Beute sollten sie lernen und dann würden sie gute Jäger werden. Es gab viel zu lernen, aber sie würden all das lernen, so wie Schatten es vor einiger Zeit von ihrer Mutter gelernt hatte.
Nachdem Kowu nun auch die Zweite Maus gegessen hatte, rollte er sich müde zusammen und schnurrte nach einiger Zeit zufrieden im Schlaf. Kia hatte sich an Schatten gekuschelt und saß nun neben ihm, während er erst einmal damit begann seine eigene Maus zu fressen.
„Wieso hast du das als Lager genommen?“, fragte sie leise, als Schatten sich nach seinem ‚Frühstück‘ neben sie gelegt hatte und damit begonnen hatte sein Fell ein zu säubern.
„Weil das hier ein sicherer Ort war, nah am Wald. So konnte ich schneller nach Hause kommen, wenn ich es sollte“
„Warum bist du weggegangen?“
Sie kannte die Antwort selbst, das wusste Schatten und dennoch spürte er den Schmerz in ihrer Stimme, als sie ihn wieder danach fragte. Er selbst spürte ihn auch, es war nie leicht gewesen sie zu verlassen. Aber es ging nicht anders. Wenn er gewusst hätte wie es um seine Familie stand, wie wenig Beute sie fanden, dann hätte er sie wohl in den hohen Wald geführt oder in seinem Lager aufgenommen. Leise seufzte er.
„Weil es nicht so viel zu essen gab“, erklärte er dann leise und schloss die grünen Augen, während sich Kia auch hinlegte. Einige Zeit lang blieb alles still, dann murmelte Kowu etwas im Schlaf und Kia begann leise zu Kichern. Ihr ganzer Körper bebte vor Lachen und das spürte auch Schatten. Sie rollte sich auf den Rücken und blieb dann schließlich erschöpft vor ihm liegen.
„Lass uns lieber nach draußen gehen“, sagte er leise zu ihr und stand auf. „Dann wecken wir ihn nicht“
Kia nickte und stand auf, aber als Kowu wieder etwas sagte, begann sie erneut zu lachen – aber dieses Mal lauter. Sie lachte laut und ihr ganzer Körper lachte mit. Die Ohren zuckten, genau wie die Schnurrhaare und dann ließ sie sich wieder einfach fallen, weil sie zu viel lachte um sich von der Stelle zu bewegen. Schatten hob sie hoch, damit Kowu nicht gleich aufwachen würde, wenn sie noch lauter Lachen würde. So kannte Schatten seine Schwester gar nicht.
Schnell lief er los auf den Rand der Kiste zu und sprang dann. Einen Moment lang verstummte Kias Lachen und es wurde ruhig. Genau dieser Moment war der, indem sich Schatten fühlte als könne er fliegen. Dann aber landete er wieder, rannte sofort weiter und wurde dann langsamer, als er das Haus verließ.
Vorsichtig setzte er Kia ab, lauschte den Regentropfen, die vom Dach hinunter fielen und neben ihm in einer kleinen Pfütze verschwanden. Es war schon ziemlich hell, fast schon Mittag. Kia kicherte nun wieder vor sich hin, dann aber wurde sie doch wieder ruhiger und lehnte sich erschöpft an Schattens Seite.
Da fiel ihm etwas ein und er sah Kia an. „Hatten wir noch zwei Geschwister?“, fragte er leise und sah dann wieder den Boden an, wo sich eine kleine Pfütze bildete, in der er sich selbst und Kia sehen konnte. Sie nickte, antwortete ihm aber nicht. Noch immer war sie völlig außer Atem, hatte zu viel gelacht.
„Caru und Luna?“
„Ja... woher weißt... du das?“
„Dachte ich nur“
Kia nickte wieder, einfach nur um zu wirken als würde sie verstehen, was er damit meinte und dann schnurrte sie zufrieden neben ihm, als er ihr über das helle, kurze Fell leckte. Sein eigenes war noch immer mit einem grauen Schleier überzogen und schmeckte nach dem Unheil, das den Wald vernichtet hatte. Sanft schob er Kia von sich weg und begann damit sein Fell zu säubern. Seine Schwester beobachtete ihn erst nur, dann tat sie es ihm nach.
„Gehen wir heute wirklich jagen?“, fragte sie ihren großen Bruder, während sie sich die Pfoten sauber leckte. Schatten nickte nur und hörte dann ihr erfreutes Schnurren, dass aber bald wieder verstummte. Schweigend sah er zu ihr hinüber und seine Schnurrhaare zuckten amüsiert, als er bemerkte, dass seine Schwester doch müder gewesen war, als sie zugegeben hatte. Zusammengerollt lag sie da und schlief.
Sanft sah er sie an und stand dann auf, hob sie vorsichtig hoch und versuchte sie dabei nicht zu wecken. Dann trug er sie in das Lager zurück, zu Kowu...


Siveer - Teil 15


Sie hatte lang darüber nachgedacht. Es war nicht leicht gewesen eine Entscheidung zu treffen, doch sie wusste, dass sie gehen musste, weil sie sonst nur noch mehr Probleme bekommen würde. Natürlich ging es ihr nur um sich, die anderen interessierten sie nicht. Ohne auch nur an die Folgen ihres Handelns zu denken war sie losgezogen, hatte ihr Zuhause hinter sich gelassen, doch sie wusste, dass sie zurückkehren würde. Irgendwie.
Schweigend glitt ihr Blick zum Mond hinauf, der voll und rund am Himmel hing und vor den sich keine einzige Wolke schob. Doch selbst den Mond blickte sie hochnäsig an, betrachtete sich als etwas besseres, so wie immer. Selbst die Menschen gehorchten ihr, gaben ihr was sie wollte und ließen sie gehen wohin sie wollte. Keiner stellte sich ihr in den Weg, keiner wagte das, dachte sie, doch sie wusste nicht, dass es auch anders ging, dass sich ihr sehr wohl jemand in den Weg stellen könnte.
Ungeduldig sah sie sich um, nicht das sie nervös war oder Angst hatte, nein, sie wollte nur endlich diese dumme unwichtige Sache aus der Welt räumen. Dafür war sie doch hergekommen, war den Weg aus der Stadt gegangen.
Es war wohl mindestens das Einfachste gewesen das Haus der Menschen zu verlassen. Die Tür war nie wirklich geschlossen und wenn doch wusste sie wie man sie öffnete. Also war sie leise aus der Tür geschlichen und hatte ihren Weg gesucht um dorthin zu gelangen, wo sie sich diesen Anderen, natürlich Unwichtigen, in den Weg stellte um ihre Stärke zu zeigen, die sie nicht verbergen konnte.
Der Weg war zwar nicht unbedingt kurz gewesen, aber das hatte sie nicht gestört. Um ihren Willen durchzusetzen tat sie fast alles. Zuerst hatte sie die Stadt verlassen, die sie auch genau so nannte: Stadt. Es war eine der wenigen Städte, die die Menschen noch bewohnten. Die meisten anderen in dieser Gegend hatten sie verlassen, aus verschiedenen Gründen...
Schweigend war sie durch die Straßen gelaufen, hatte Bekanntes und Unbekanntes an sich vorbei ziehen gesehen und war dann über eine große Ebene, die die Menschen nutzten um goldschimmernde Pflanzen darauf wachsen zu lassen und sie später wieder einzusammeln, gerannt.
Aber genau diese Etappe mochte sie am wenigsten. Die riesigen Golddinger stacheln mit ihren Blättern durch ihre Haut und ließen sie dreckiger aussehen, als sie war. Doch das konnte sie noch beheben, schwerer dagegen war es, dass staubige Mehl aus ihrem Haar zu bekommen. Dann aber erreichte sie den Wald, zudem sie gewollt hatte. Mit großen Schritten rannte sie unter dem vollen Mond dorthin und ließ sich dann auf einem Hügel nieder, von dem aus sie einen Teil des Waldes, der in einem Tal lag, überblicken konnte.
Ihre Atmung hatte sich beruhigt und sie hatte das Mehl größtenteils abgeschüttelt, als sie das erste Jaulen hörte. Es war ein kurzer, fast schon schmerzerfüllter Laut und ein knurrendes Bellen folgte sofort als Antwort.
Bald wären sie da.
Schnell blickte sie sich um, wollte am liebsten einfach wieder verschwinden, aber sie wollte doch ihre Stärke beweisen, also musste sie bleiben. Sie verzog die Augen zu schmalen Schlitzen und blickte ungeduldig über die Ebene des Waldes. Ihr Körper war angespannt und ihre Haltung fast schon steif deswegen, doch sie könnte sich schneller bewegen als man es von ihr erwartete, wenn sie das nur wollte. Das musste auch derjenige merken, wegen dem sie nun hier war.
Er hatte am Straßenrand gesessen, nachdem er einem Jungen mit seinem Blick voller Niedlichkeit die Wurst gestohlen hatte, die dieser für seine Familie geholt hatte. Zuerst war der Junge wütend hinterher gerannt, hatte ihn angeschrien und versucht das vierbeinige Fellknäuel einzufangen, doch das Hündchen war schneller gewesen und hatte den Jungen abgehängt. Dieser hatte etwas vor sich hin gegrummelt und war losgezogen um erneut zu kaufen, was er verloren hatte. Dafür würde all sein Schimmern, das, dass die Menschen gegen Dinge tauschten, verbraucht werden.
Zufrieden hatte das kleine, braune Fellknäuel mit den schwarzen Flecken und hängenden Ohren an der Wurst herum gekaut und dabei eine ganze Menge anderer Tiere, viele von ihnen Jäger, angelockt. Auch sie war gekommen und hatte das kleine Ding missbilligend angesehen, dann war sie nähergekommen und hatte ihn angeknurrt, er solle nicht die Dinge ihres Menschen stehlen. Der Welpe hatte den Kopf nur schief gelegt und dann weitergefressen.
Doch ihr hatte das nicht gefallen, sie war noch näher gekommen und hatte ihn gekratzt, wodurch er zurückgezuckt war, um sich die blutende Nase mit der hellen Zunge abzulecken. Dann hatte er sie ängstlich und zugleich verwirrt angesehen, wobei die Verwirrung größer war als die Angst. Er hatte sie, die größer war, aber nicht verletzt, sondern sich einfach wieder die Wurst geschnappt.
Langsam war ihre Wut größer geworden und sie hatte sich auf ihn gestürzt und den Kleinen auf den Rücken geworfen, sich gegen ihn gestemmt und ihn so am Boden gehalten. Der Welpe kannte dieses Spiel und hatte zu bellen begonnen, da hatte sie ihm erneut einige Kratzer verpasst indem sie die Krallen durch sein Gesicht lenkte.
Sein freudiges Schwanzwedeln war erstarrt und sein glückliches Bellen hatte sich zu einem schmerzlichen Jaulen verzehrt. Sie hatte ihn aber nicht losgelassen. Ein Welpe, der weder Rang, Ruf, Familie oder Name zu haben schien, war für diese Welt nicht geschaffen. Den brauchte keiner.
Doch sie hatte sich getäuscht und wenige Augenblickte später ein wütendes Knurren hinter sich vernommen. Erschrocken war sie aufgesprungen und von dem Welpen zurückgewichen, hatte sich umgedreht und gesehen wie der Kleine aufgestanden war und sich in die Sicherheit einer kleinen Gruppe begeben hatte, die aus Hunden bestand, die größer waren als sie. Dennoch war sie nicht davongelaufen und die Hunde hatten sie angeknurrt.
„Komm bei Vollmond zum Wald“, hatte der Anführer, ein großer schwarzer Hund, dessen Ohren aufrecht standen und den Himmel zu berühren suchten, geknurrt. „Oder wir werden kommen und uns das holen, das wir wollen: Deinen toten Körper, getötet von Hunden, die dich schon immer töten wollten.“ Dann hatte er sich umgedreht, seinen Sohn genommen und war gegangen.
Sie wollte nicht gehen, dachte gar nicht daran den Anweisungen eines Streuners zu folgen, jetzt, wo sie zu den Menschen gehörte und diese sie versorgten. Doch in jeder Nacht hatte sie das Jaulen der Hunde gehört und ihr war klar geworden, dass sie gehen musste um nicht diese unbrauchbaren Wesen nicht zu den Menschen, die ihre waren, zu bringen...
Erneut erklang ein lautes Heulen und sie spitzte die Ohren, drehte den Kopf und versuchte die Richtung zu finden aus der es kam. Ihr Blick fiel auf den Wald, als ein großer, dunkler Fleck sich aus dem Schatten der Bäume löste, kurz stehen blieb und dann den Kopf zum Mond neigte um ein weiteres, lautes Heulen zu diesem zu schicken.
Viele andere Stimmen trugen das Heulen fort, durch den ganzen Wald und nach einiger Zeit fanden sich immer mehr dieser dunklen Wesen zusammen. Sie erkannte sie nicht, waren sie doch noch zu weit entfernt, aber sie sah die Umrisse, die einem Wolf auch gehören könnten. Aber es waren Hunde, die da heulten, die Wölfe hatten ihre Lager schon seit einiger Zeit verlassen um neue Jagdgründe zu finden und waren nicht zurückgekehrt.
Sie drehte sich um und kletterte den Baum hinauf, der sich hinter ihr befand. Auf einem Ast machte sie Halt, blickte weiterhin angespannt zum Wald hinüber und plötzlich fühlte sie sich, als sei ihr Atem meilenweit zu hören. Dann setzte sich die Ansammlung der dunklen Hunde in Bewegung, schob sich die Anhöhe hinauf immer in Richtung des Baumes, hinter dessen Blätter der Mond funkelte.
Gleich wären sie da.
Ihre Anspannung wuchs, ihr Körper zitterte leicht, doch sie schluckte die Angst hinunter und sprang wieder auf das Gras, das sich feucht unter ihr bog. Die Augen hatte sie nun wieder ganz geöffnet und nun setzte sie sich auf den Boden, versuchte stärker zu wirken als sie war und hob den Kopf ein Stück höher, wodurch sie für die Hunde keinesfalls stärker sondern nur arroganter wirkte.
Mit gleichmäßigen, großen Schritten kamen die Hunde näher. Zuerst ein großer Schwarzer, dessen rundliche Ohren aufrecht standen, von denen jedoch das rechte leicht abgeknickt war und auch eingerissen. Sei Körper war von vielen Kämpfen mit anderen scheinbar kaum mitgenommen und sein Fell, dass nicht lang und nicht kurz war, schimmerte, wenn das Mondlicht es traf. Der Schwanz war von längerem Fell bedeckt, doch war dieses auch nur wenig länger als das andere. Sein Auftreten strahlte Macht aus, auch die Bereitschaft zu Kämpfen und die Furchtlosigkeiten.
Neben ihm entdeckte sie den schwarzen Hund, denn sie in der Stadt getroffen hatte. Er war etwas kleiner, wirkte aber nicht schwächer.
Ein hellerer, fast weißer Hund mit wilden grauen und schwarzen Flecken folgte den Beiden. Sein Fell war länger als das der anderen und seine Augen waren ebenfalls heller. Trotz seiner geringeren Körpergröße schien auch er stark zu sein und wirkte mächtig.
Ihm folgten weitere Rüden, die sich bereitwillig unterordneten, aber neben ihm ging eine Hündin, die fast so groß war wie der schwarze Hund vor ihr. Ihr Fell war bräunlich und auch an einigen Stellen heller, jedoch kaum dunkler. Auch sie war in der Stadt gewesen, genauso wie die vier Welpen, die ihr in einer Reihe folgten und unglaublich diszipliniert und gehorsam wirkten. Keiner von ihnen bellte, keiner tat was er wollte, alle schwiegen.
Der kleine braune Hund, dessen schwarze Flecken in der Dunkelheit kaum von seinem restlichen Fell zu unterscheiden waren, ging direkt hinter ihr. Auf der Nase befand sich ein kleiner Kratzer, der bald vollkommen verschwinden würde. Auch die anderen Kratzer schienen fort zu sein. Sein Fell war sauber und seine Augen glänzten.
Ein lautes Bellen ertönte und die gesamte Hundemeute blieb stehen, schwieg aber noch immer. Es war der kleine helle Hund gewesen, der gebellt hatte. Sie glaubte kaum, dass er so laut sein könnte, doch er konnte.
Nun trat der schwarze Hund vor, der neben dem wolfsähnlichen Hund klein wirkte, und stellte sich ihr in den Weg, als sie sich erhob und ihn eingebildet anblickte. Er knurrte leise, wollte sich schon auf sie stürzen und sie bestrafen, doch da trat der Größere neben ihn, schob ihn zur Seite und blickte die nur halb so große Katze an.
„Du hast unseren Rat befolgt“, stellte er fest. „Wir dachten, dass du den Tod dem Folgen vorziehst.“
Zustimmendes Gemurmel wurde laut und der helle Hund drehte sich um. „Ruhe!“
Die Meute schwieg sofort und blickte die Anführer neugierig an. Einige drängten sich weiter nach vorne und so schloss sich ein Halbkreis um die Erhöhung, doch die Seite, die zu den Menschenfeldern hin führte, blieb leer.
Sie nickte, legte aber ihre stolze Haltung nicht ab und erwies dem Anführer nicht den Respekt, den selbst einer, der nicht zur Meute gehörte, dem Anführer entgegen bringen musste. Leise kam der jüngere Rüde näher, senkte den Kopf und blickte ihr wütend in die Augen.
„Du bewegst dich auf dünnem Eis, Katze“, knurrte er und schnappte absichtlich knapp an ihrem Ohr vorbei ins Nichts, dann kehrte er an seinen Platz zurück. Sie zuckte zusammen, ließ sich ihre Angst aber noch immer nicht anmerken und blickte die schwarzen Hunde, die wie eine Mauer vor ihr standen, weiterhin feste an.
„Ihr habt was ihr wolltet“, erklärte sie und versuchte ruhig und bestimmt zu klingen, doch ein geknurrtes „Schweig!“ des weißen Hundes, der wohl so etwas wie der Berater der Anführer darstellte, unterbrach sie und sie wagte es nicht erneut zu sprechen.
Ein großer, brauner Hund, von dessen Nase sich eine Narbe über sein rechtes Auge bis zum Ohr erstreckte, löste sich aus der Menge und kam auf die Katze zu. Er wirkte wie ein Bruder des schwarzen Rüden, doch er war eindeutig jünger und auch noch etwas kleiner.
„Du wirst sterben“, knurrte er ihr zu und blickte sie wütend an. Seine Augen funkelten wütend und angriffslustig, am liebsten würde er sie sofort zerreißen, einfach so. Seine Augen waren dunkelbraun, fast schwarz und das Rechte schimmerte in einem rötlicheren Braun. Er war wütend und versteckte das auch nicht. „Du hast eine große Dummheit begannen, Katze, du wirst dein Leben lassen, weil du den Sohn meiner Schwester angefallen hast, bevor er die Chance hatte sich zu verteidigen.“
Sie blickte ihn an, sah dann weg und spürte, wie er eine Pfote hob. Die Luft war plötzlich voller Angst und angespannter Erwartung. Die Hunde wollten sie loswerden, doch sie wollte leben, wollte ihren Weg weitergehen und die Menschen, die sie erst getroffen hatte, noch nicht enttäuschen.
Er ließ die Pfote fallen und sie glaubte, dass die Erde bebte. Dabei war es nur ihr eigenes Zittern, das sie spürte. Respektvoll und Ängstlich senkte sie den Kopf, war kurz davor sich auf den Boden zu werfen und dem Anführer den gebührenden Respekt entgegen zu bringen, doch sie zögerte, richtete sich wieder auf und blickte ihn an. Noch immer stand der Braune an ihrer Seite, seine dunkleren Pfoten schien er nur mühsam dort lassen zu können und er leckte sich schon über die Zähne, als die Anführer einen Schritt zurück gingen.
Sie hatte ihre Chance gehabt und sollte keine weitere haben.
Der größere Rüde senkte den Kopf, er nickte und der Braune fletschte die Zähne, knurrte und sprang sie an. Doch sie warf sich rechtzeitig zu Boden, stand wieder auf und wollte den Baum erklimmen, aber er stellte sich ihr in den Weg, ließ sie nicht vorbei. Sie zitterte, als er wieder näher kam und ließ dann einen angsterfüllten Schrei los, als er erneut zum Sprung ansetzte.
„Halt!“, schrie sie und legte sich nun doch auf den Boden, drückte sich feste auf diesen, legte die Ohren an und erwies dem Anführer doch den Respekt, den sie ihm zuvor verweigert hatte.
„Was ist?“, fragte der Anführer, während der Jüngere zu seiner Gefährtin blickte und die Welpen ansah. Dennoch hatte er alles genau mitbekommen, sah die Katze nun misstrauisch an und wollte sie nun wohl selbst am liebsten zerreißen, so wie es der Braune, Bruder seiner Gefährtin wollte.
„Tötet mich nicht“, presste sie hervor und hob den Blick zu dem Hund empor, der den Braunen mit dem Zucken eines Ohres zurückrief und wartete, bis sich dieser neben ihn begeben hatte.
„Welchen Sinn hätte dein weiteres Überleben für uns?“, fragte er mit seiner lauten Stimme und sie erhob sich langsam, rechnete damit wieder angefallen zu werden, doch es herrschte absolute Stille. Sie blickte ihn unschlüssig an, wusste keine Antwort und er fragte sie noch einmal, doch sie konnte keine Antwort geben.
„Bringe uns ein anderes Opfer“, schlug der jüngere Schwarze vor und sah sie dabei feste an, während er dem Braunen einen Blick zuwarf. Der Anführer nickte, trat einen Schritt vor und blickte auf die Katze hinab.
„Bringe uns ein anderes, gesundes Tier deiner Art und wir lassen dir dein Leben. Tust du es nicht wirst du die Menschen nie wieder sehen“
Sie wollte schon fragen woher er wusste, wo sie lebte. Doch in seinen Augen sah sie das blaue Halsband, das zwischen ihrem Fell hindurch zu sehen war. Dann nickte sie. Der Anführer erhob seinen Blick zum Himmel, fixierte den Mond und stimmte ein lautes Heulen an, in das die Meute mit einfiel. Der ‚Gesang‘ der vielen Stimmen erhob sich in den Himmel, hallte von den Felsen im Tal wieder und wurde weit fort getragen, bis es verstummte. Dann drehte er sich um und der Helle bellte der Meute Anweisungen zu, die sie stumm verfolgten.
Sie machten Platz für den Anführer, ließen ihn und seine drei Anhänger hindurch und dann folgten die anderen. Nur der kleine Braune warf ihr noch einen Blick zu. Die schwarzen Flecken waren kurz zu sehen, als der Mond ihn traf und er schien fast etwas Mitleid zu haben, das wohl aber nicht mit ihr, sondern mit dem, den sie bringen würde. Dann verschwand er mit seinen Geschwistern, die fast alle genau aussahen wie er, jedoch keinen schwarzen Fleck am rechten Auge hatten, und der Meute, die ihm folgte als wäre er der Anführer...

20Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte Di Jun 01, 2010 12:11 pm

Himmelsschweif

Himmelsschweif
Mentor
Mentor

ich find die Geschichte einfach spitzenmäßig!
Bitte schreib weiter. Du hast einen supi Schreibstyl!!!

himmelspfote

21Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte Fr Okt 08, 2010 10:55 pm

Gast


Gast

WOW
du hast echt talent
ich mag deinen schreibstyl ebenfalls!
schreib schnell weiter-ICH BEFEHLE ES!Wink

22Schattens Geschichte Empty Re: Schattens Geschichte Sa Okt 09, 2010 6:17 pm

Mondschein

Mondschein
Anführer des Mondclans und Mentor

Die 15 Teile kenn ich zwar schon aber ich stimme Echoklang zu,
du hast talent und schreib schnell weiter^^

http://dreimonde.forumieren.de/

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